Trends der Nahversorgung in ländlichen Räumen

2019 
Seit Jahrzehnten ist der Lebensmitteleinzelhandel von einem Strukturwandel hin zu weniger und groseren Geschaften gekennzeichnet. Gerade in kleineren Orten landlicher Raume bestehen daherProbleme, die Versorgung mit Gutern des taglichen Bedarfs in fuslaufiger Entfernung, das heist die Nahversorgung, sicherzustellen. Um die bestehenden Herausforderungen hinreichend zu analysieren und Losungen zu entwickeln, mussen die aktuellen Trends der Nahversorgung untersucht und mit Blick auf ihre potentiellen Wirkungen auf landliche Raume eingeschatzt werden. Vor diesem Hintergrund wertet das vorliegende Working Paper aktuelle Studien und die wissenschaftliche Literatur mit besonderem Fokus auf den Lebensmitteleinzelhandel und den Onlinehandel aus. Im Ergebnis zeigt sich die Verfestigung seit langem anhaltender Trends sowie das Aufkeimen neuer Trends, deren Bestandigkeit noch abzuwarten ist. Anhaltende Trends sind der sich intensivierende Wettbewerbsdruck, der in den letzten Jahren weniger uber den Preis als uber Auswahl und Qualitat ausgeubt wird, die Marktkonzentration weniger groser Ketten im Lebensmitteleinzelhandel sowie der Ersatz kleinerer Markte durch grosere, um eine hinreichende Auswahl fur die sich ausdifferenzierende Nachfrage bereitstellen zu konnen. Zudem wird das Einkaufen angesichts zunehmender Zeitknappheit eher als Last empfunden, was zu seltenerem Einkauf, mehr Kopplung von Einkaufen und Wegen sowie Ruckgangen beim Marktanteil sehr grosflachiger und daher unubersichtlicher Formate fuhrt. Damit ist nach wie vor die Konzentration auf das Auto als Verkehrsmittel zumindest in landlichen Raumen verbunden. Dabei steigt die Automobilitat gerade auch bei den Senioren an und die Notwendigkeit einer fuslaufigen Erreichbarkeit von Angeboten verringert sich dadurch. Eine neuere Entwicklung ist demgegenuber, dass die Zahl der Lebensmittelgeschafte zwar noch schrumpft, dass dieser Ruckgang aber im Vergleich zur zweiten Halfte der 2000er Jahre deutlich an Intensitat verloren hat. Des Weiteren weisen Verbraucherbefragungen darauf hin, dass sich die fur Deutschland typische hohe Preissensibilitat etwas reduziert hat und sich die Verbraucher zunehmend an der Warenqualitat orientieren. In der Folge gleichen sich Supermarkte und Discounter hinsichtlich Warenangebot und Ladengestaltung zunehmend an, wodurch Potentiale fur neue Formate, wie Online-Handel, mobile Versorger und Kleinflachenkonzepte, entstehen konnten. In Bezug auf den Online-Handel mit Lebensmitteln zeigt sich jedoch, dass die Lieferkosten gerade in landlichen Raumen hoch, aber die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher gering ist, sodass sich das starke Wachstum bisher auf die Verdichtungsraume konzentriert und das Potential des Online-Handels beschrankt sein durfte. Auch neuere Modelle, in denen Burger die Versorgung auf der letzten Meile im Zuge der sogenannten Mitmachlogistik ubernehmen, durfte vermutlich fur bestimmte urbane Milieus interessant sein, insgesamt aber wie zumindest momentan der Online-Handel eher auf eine Nische im Lebensmitteleinzelhandel beschrankt bleiben, sodass keine schnelle Losung von Nahversorgungsprobleme in landlichen Raumen absehbar ist.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    2
    Citations
    NaN
    KQI
    []