Mittelalterlich-neuzeitliche Landschaftsentwicklung im Südsolling : die Dorfwüstung Winnefeld
2009
Im heute forstwirtschaftlich genutzten Sudsolling(Niedersachsen) wurde die Entwicklung eines Dorfes wahrend Mittelalter und Neuzeit im Rahmen eines interdisziplinaren Forschungsprojektes rekonstruiert. Zur Untersuchung der mittelalterlichen Besiedlungsgeschichte und der Veranderung der Boden und Sedimente wurden im Zentrum der mittelalterlichen Dorfwustung Winnefeld 16 Aufschlusse angelegt und zusammen mit weiteren 14 archaologischen Grabungsflachen aufgenommen und analysiert. Die Gelandeoberflache des Dorfzentrums veranderte sich im 14. Jh. stark. Ostlich der romanischen Kirche riss in einer flachen periglazialen Delle eine Schlucht wahrend eines Starkniederschlages 2,5 bis 2,7 m tief ein. Eine sehr wahrscheinlich hier existierende Dorfstrase wurde erodiert. Zum Ende desselben Niederschlages lagerte der nachlassende Abfluss ein steinreiches Sediment ab. Die Aue des Reiherbaches quert das Dorfzentrum. Unter Feinsedimenten wurde ein Schotterkorper identizifiert, der weit mehr als 1000 Keramikfragmente, Ziegelbruch und Metallstucke enthielt. Datierungen ergaben, dass die Akkumulation zwischen etwa 1330 und 1400 n. Chr. stattfand. Sedimentologische Untersuchungen weisen nach, dass der obere Schotterkorper in der Aue des Reiherbaches wahrend eines einzigen Starkniederschlages im 14. Jh. abgelagert wurde. Extrem starker Abfluss hatte Gebaude am Rand der Aue des Reiherbaches fortgerissen. Bruchstucke der Gebaude (hauptsachlich Ziegel) und Teile des Inventars (vor allem Keramikbruch) sedimentierten zusammen mit Sandsteinen nach Transportdistanzen von wenigen Dekametern in der Reiherbachaue.
Eine Analyse von Schriftquellen legt nahe, dass der Starkniederschlag in der zweiten Julihalfte des Jahres 1342 stattfand. Erstmals wurde konkret fur eine Mittelgebirgsregion nachgewiesen, welche verheerenden Folgen der Jahrtausendniederschlag von 1342 in einer Siedlung hatte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde die Lebensgrundlage der siedelten Menschen durch dieses Ereignis nahezu vollstandig vernichtet.
Nicht die Unkenntnis der Menschen zu den fur eine landwirtschaftliche Nutzung scheinbar ungunstigen Gegebenheiten im Solling, sondern die katastrophalen Folgen dieses Extremereignisses waren ein wesentlicher Grund fur die Aufgabe wahrscheinlich auch weiterer Siedlungen in dieser Mittelgebirgsregion.
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