Unfallhergang und Verletzungsmuster schwerstverletzter Verkehrsunfallopfer

2014 
Uber Verkehrsunfalle, die lebensbedrohliche Verletzungen oder dauerhafte Behinderungen nach sich ziehen, ist in Deutschland wenig bekannt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden in 6 Landkreisen und 2 kreisfreien Stadten mit zusammen mehr als 1,3 Millionen Einwohnern uber 12 Monate alle Strasenverkehrsunfalle erfasst, bei denen Verkehrsteilnehmer schwerstverletzt wurden. Hierzu wurden sowohl lebensbedrohlich Verletzte mit einem ISS ≥ 16 gezahlt, die in Krankenhausern behandelt wurden, als auch initial Verstorbene. Fur die Totalerhebung wurden sowohl retrospektive als auch prospektive Daten verwendet. Neben Verletzungsmustern wurden auch wesentliche Merkmale des Unfallhergangs, Fahrzeugbeschadigungen und die Benutzung bzw. Auslosung von Insassenschutzsystemen dokumentiert. Insgesamt 131 schwerstverletzte Verkehrsteilnehmer (ISS ≥ 16) wurden im Studienzeitraum in Krankenhauser eingeliefert, von denen 19 in der Klinik verstarben. Weitere 66 Patienten erlagen noch an der Unfallstelle ihren Verletzungen. Der Anteil an Schwerstverletzten im medizinisch fachlichen Sinn (ISS ≥ 16) an der Zahl der amtlichen Schwerverletzten (n = 1125) betragt lediglich 10 %. Sowohl unter den klinisch behandelten als auch den unmittelbar verstorbenen Verkehrsteilnehmern bildeten Pkw-Benutzer den grosten Anteil. Schwerstverletzte waren am haufigsten die Folge eines Frontalaufpralls. Der Seitenaufprall stellte einen weiteren Schwerpunkt des Unfallgeschehens von Pkw dar, wobei fast die Halfte dieser Kollisionen Alleinunfalle gegen Baume etc. waren. Fahrzeuguberschlage hatten besonders fur nicht angegurtete Insassen schwerste Folgen. Verungluckte Fusganger und Radfahrer wiesen ein hohes durchschnittliches Lebensalter auf. Bei diesen Beteiligten war besonders bei sofortigem Tod das Uberrollen ein haufiger Unfallmechanismus. Benutzer motorisierter Zweirader waren fast ausschlieslich mannlich und wiesen im Durchschnitt die hochste Gesamtverletzungsschwere auf. Alleinunfalle waren in dieser Gruppe selten die Ursache von lebensbedrohlichen Verletzungen. Unter allen Verkehrsteilnehmern zahlten Lungenkontusionen zu den haufigsten Verletzungsarten. Relevante Extremitatentraumata traten dagegen besonders bei Motorrad- und Pkw-Fahrern im Frontalaufprall in Erscheinung. Zu relevanten Schadel-Hirn-Traumata kam es vorrangig bei Pkw-Insassen im Seitenaufprall und bei Fusgangern und Radfahrern. Bei Radfahrern ohne Helm entstanden diese Verletzungen auch bei Alleinsturzen. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung des Unfallhergangs fur das Verletzungsmuster. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit deutlich, mit passiven Sicherheitsmasnahmen wie Vorhang- und Fusgangerairbags sowie durch verstarkte Nutzung von Fahrradhelmen das Risiko fur relevante Kopfverletzungen herabzusetzen.
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