Arbeit und Fleiß in der Frühen Neuzeit

2018 
Dieser grundlegende Text von Paul Munch erschien erstmals 1992, zuletzt als Kapitel in dem 1998 veroffentlichten Buch zu „Lebensformen in der fruhen Neuzeit. 1500 bis 1800“ und ist hier mit Genehmigung des Autors – unverandert – wieder abgedruckt. Auch wenn uber Arbeitsintensitat und Arbeitsbelastung in der fruhen Neuzeit aufgrund der Quellenlage nur beschrankt Aussagen gemacht werden konnen, ist anhand von Sprichwortern, Sentenzen und anderen vorliterarischen Vermittlungsformen ein umfassender Bedeutungswandel des Arbeitsbegriffs fur diesen Zeitraum nachzuvollziehen. Der Autor illustriert, wie im Laufe der Zeit und vor dem Hintergrund einer humanistischen Hochschatzung menschlicher Leistungsfahigkeit, von Vorstellungen einer gott- bzw. naturahnlichen Schopferkraft des Menschen, die theologische, von allen Konfessionen vertretene Lehre vom muhseligen Charakter der Arbeit abgelost und Tatigsein bzw. Tatigkeit zur unabdingbaren Voraussetzung menschlichen Glucks wurde. Diese Entwicklung kulminierte schlieslich in der Idealfigur des ‚industriosen‘ Untertanen und Burgers und nur der konnte noch als vollwertiges und ehrbares Mitglied der menschlichen Gesellschaft gelten, der seinen Lebensunterhalt selbst mit Arbeit verdiente – seit dem 17. Jahrhundert war Fleis zum innersten Kern der burgerlichen Mentalitat geworden. Mit dem sich durchsetzenden Arbeitsgebot und dem Kampf gegen den Musiggang war eine ‚Verfleisigungskampagne‘ grosen Ausmases verbunden, die nicht zuletzt in aufklarerischen Erziehungsprogrammen ihren Niederschlag fand.
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