Komplikationen, funktionelle Langzeitergebnisse und Lebensqualität nach Proktokolektomie und ileumpouchanaler Anastomose bei Colitis ulcerosa

2002 
Der ileoanale Pouch hat sich als Behandlungsmethode der Wahl in der chirurgischen Therapie der Colitis ulcerosa durchgesetzt. Neben den perioperativen Komplikationen ist der Langzeiterfolg der Operation durch Spatkomplikationen oder funktionelles Versagen gefahrdet. Es war daher das Ziel der vorliegenden Studie, anhand des eigenen Patientenkollektivs Komplikationsrate und funktionelle Langzeitergebnisse unter Berucksichtigung operationstechnischer Details zu evaluieren und anschliesend ihren Einfluss auf die postoperative Lebensqualitat zu untersuchen. Methodik:Die Komplikationsrate wurde retrospektiv anhand der Akten von 101 Patienten, die zwischen 1987 und 2000 operiert wurden erhoben. Bei allen Patienten wurde eine Proktokolektomie mit direkter, intersphinktarer J-Pouch-analer Anastomose und protektiver Ileostomie durchgefuhrt. Die funktionellen Langzeitergebnisse wurden anhand eines standardisierten Fragebogens bei den Patienten, deren Operation mehr als 5 Jahre zurucklag erfasst (n = 37). Die Beurteilung der Kontinenz erfolgte anhand des Kelly-Hohlschneider-Score in der Modifikation nach Herold. Das subjektive Wohlbefinden und Fragen zur Lebensqualitat wurden anhand eines validierten Kernfragebogens evaluiert (EORTC QLQ-C30). Ergebnisse:Kein Patient verstarb an den Folgen des Ersteingriffs. Ein Patient verstarb an einer nekrotisierenden Fasziitis in Folge des Ileostomieverschlusses. Klinisch relevante Anastomosenkomplikationen traten in 10% der Falle auf. Insgesamt errechnete sich eine postoperative Morbiditat von 35% bei einer Letalitat von 1%. Die funktionellen Langzeitergebnisse wurden nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 8 (5–13) Jahren erhoben. Die spatpostoperative Stuhlfrequenz betrug 5,5 ± 1,7/Tag. Im retrospektiven Vergleich zur Situation war die Warnungsperiode vor dem Stuhlgang nach ileoanaler Pouchoperation signifikant verlangert, wahrend Stuhlfrequenz und -konsistenz, die Haufigkeit von Stuhlschmieren und die Sensibilitat unbeeinflusst blieben. Ebenfalls retrospektiv berichteten 83 Prozent der Patienten eine Verbesserung ihrer Lebensqualitat nach ileoanaler Pouchoperation. Der auf der Basis des EORTC QLQ-30 validierte Gesamt-Lebensqualitatsindex war mit 83 (28–100) Prozent annahernd normal. Patienten mit ehemaligen Komplikationen hatten einen signifikant geringeren Lebensqualitatsindex als Patienten, die nie eine Komplikation erlitten hatten. Es bestand keine eindeutige statistische Korrelation zwischen Lebensqualitatsindex und Stuhlkontinenz oder Lebensalter. Schlusfolgerungen:Der ileoanale Pouch lost die Probleme der Colitis ulcerosa von allen zur Verfugung stehenden Verfahren hinsichtlich auserer Integritat, Lebensqualitat und Funktion am besten. Eine Restitutio ad integrum wird jedoch nur inkomplett erreicht. Die Stuhlfrequenz bleibt langfristig erhoht und die Kontinenzleistung ist haufig zumindest partiell eingeschrankt. Aufgrund der schweren praoperativen Einschrankungen durch die Colitis ulcerosa bedeutet dies fur die meisten Patienten dennoch eine Verbesserung ihrer Lebensqualitat. Komplikationsbehaftete Verlaufe fuhren dagegen zu einer anhaltenden Verschlechterung der postoperativen Lebensqualitat. Die ileoanale Pouchoperation und die Langzeitbetreuung der Patienten gehoren daher in spezialisierte Zentren.
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