Die Liquordiagnostik der Enzephalitiden

1989 
Die Immunglobulinspiegel oder die Grose der Gamma-Globulinfraktion des Liquors sind diagnostisch nutzlos, ja oft irrefuhrend. Es kommt auf eine quantitative Erfassung jener Immunglobuline an, die in den Entzundungsherden des Gehirns synthetisiert und in den Liquorraum abgegeben werden. Diese intrathekalen Fraktionen lassen sich mit Formeln, Indizes und Diagrammen bestimmen, die jedoch von der irrigen Voraussetzung ausgehen, das fur jedes vermehrt hindurchgetretene Albumin- auch ein Immunglobulinmolekul zusatzlich ubertritt. Die Selektivitat der Blut-Liquor-Schranke wird also auch bei schweren Permeabilitatssteigerungen fur konstant gehalten. Diese Pramisse gilt etwa fur den Delpech-Lichtblau-Quotienten, die Tourtelotte-Formel, den Link-Index oder das fruhere Reiber-Schema. Die Differenzierung der Liquorimmunglobuline in eine Serum- und eine Hirnfraktion, insbesondere bei IgA und IgM, kann jedoch nicht nach unbewiesenen Schrankentheorien, sondern nur auf empirischer Basis erfolgen. Man mus die oberen Grenzwerte der einzelnen Immunglobuline bzw. deren Konzentrationsquotienten auch fur schwerste Schrankenstorungen mit Hilfe jener Krankheiten ermitteln, bei denen nach bestem Wissen keine Antikorper lokal produziert werden. Eine solche Grenzlinie wurde uber viele Jahre hin in Koln fur die drei Immunglobuline ermittelt, fur die H.O. Reiber jetzt eine Formel entwickelt hat. Diese Formel ist noch komplizierter als die von W. Tourtellote fur die Berechnung der „Intra blood brain barrier synthesis of IgG”. Zum Gluck fur die Klinik gibt es ein wesentlich einfacheres Verfahren, ohne das auf die Quantifizierung der lokal synthetisierten Fraktionen verzichtet werden mus.
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