Semiautomatisches Verfahren zur Ableitung von Baublöcken
2019
Fur eine zielgerichtete und systematische Stadtentwicklung benotigen Entscheidungstrager innerhalb der
Stadte und Kreise qualitativ hochwertige Fachinformationen uber raumliche Prozesse und planungsrelevante
Veranderungen. Hinsichtlich demografischer Entwicklungen sind u. a. die kleinraumige Einwohnerverteilung sowie deren Merkmalsauspragungen (u. a. Alter, Geschlecht, Fertilitat, Mortalitat) relevant.
Abhangig von der lokalen demografischen und soziookonomischen Situation ergeben sich seitens der
Bewohner unterschiedliche Bedarfe hinsichtlich Einrichtungen und Infrastrukturen der Daseinsvorsorge (z.
B. Supermarkte, Haltestellen) in der naheren Wohnumgebung. Eine Vielzahl der benotigten Daten bzw.
daraus abgeleitete Indikatoren werden innerhalb der Stadtverwaltungen bereits erfasst, gesammelt,
ausgewertet und bereitgestellt. Zur Wahrung des Datenschutzes nach Bundesstatistikgesetz (BStatG, 2017)
werden diese Statistiken auf Grundlage von definierten raumlichen Gebietsgliederungen auf Gemeinde- bzw.
hochstens auf Statistische Bezirke aggregiert und offentlich bereitgestellt. Fur kleinraumige Auswertungen z.
B. zu Haltestellen- oder Kitabedarfsplanung ist diese Datengrundlage meist zu grob, um die heterogene
Bevolkerungsstruktur abzubilden. Hier werden fur die Entscheidungstrager aus den Verwaltungen
Informationen auf Baublockebene benotigt. Aus Sicht der Stadtforschung werden hingegen Quartiere als
eine besonders relevante Analyse- und Handlungsebene betrachtet. Diese lassen sich jedoch aktuell nur
schwer ableiten (vgl. u. a. Meisel, 2014; Grimm, 2004; Schonlau und Lindner, 2018). Es besteht folglich der
Bedarf, statistische Daten und Indikatoren auf unterschiedlichen Raumebenen abzubilden. Diese
Anforderung wird in der Schweiz bereits langjahrig erfullt. Sie war auch ein masgebliches Kriterium im
Rahmen der Uberarbeitung des kleinraumigen Gliederungssystems der Stadt Berlin (vgl. Gachter, 1978;
Bomermann et al., 2006). Die Erstellung eines solchen Gliederungssystems ist jedoch sehr aufwandig, da es
derzeit uberwiegend manuell erzeugt wird. Hinzukommt, dass die so erzeugten raumlichen Ebenen meistens
nicht gemeinsam mit den Daten des amtlichen Liegenschaftskatasters fortgefuhrt werden, sodass es in Folge
zu Fehlinterpretationen bei automatisch abgeleiteten Indikatoren fuhrt.
In dieser Studie wird im ersten Verfahrensschritt ein semiautomatischer Methodenansatz vorgestellt, um aus
amtlichen Geobasisdaten am Beispiel der Stadt Castrop-Rauxel (Nordrhein-Westfalen) flachendeckend
Baublockstrukturen nach einheitlichen Regeln in Anlehnung an die Herangehensweise des Deutschen
Stadtetags (1979) abzuleiten (vgl. auch Klein und Muller 2013). Baublocke bilden die kleinste raumliche
Einheit und lassen sich anschliesend im zweiten Schritt raumlich zu den Verwaltungseinheiten Stadtteil oder
Bezirk aggregieren. In Kombination mit Daten zur Siedlungs- oder Sozialstruktur lassen sich im dritten
Schritt Baublocke zu den fur die Stadtforschung relevanten homogenen Raumeinheiten (statistischen
Quartieren), die sich zwischen Stadtteilen und Baublocken einfugen, zusammenfassen. Ein einheitliches
Gliederungssystem auf Grundlage der Baublocke gewahrleistet somit eine hierarchische Kompatibilitat der
Raumeinheiten. Durch die Verwendung der amtlichen Geobasisdaten wird eine Fortfuhrung und
Aktualisierung gewahrleistet.
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