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Kultur in Bewegung

2007 
In den letzten funfzehn Jahren ist viel Bewegung in die Diskussionen um den Kulturbegriff gekommen. Vor allem die Disziplinen, die Kultur zum direkten Forschungsgegenstand haben wie z.B. die Ethnologie oder die Kulturanthropologie, aber auch allgemein die Geistes- bzw. Kulturwissenschaften, erfuhren im Rahmen des cultural turn eine Ausweitung durch Konzepte und theoretische Ansatze, die sich gegen ein homogenisierendes und begrenzendes Kulturverstandnis richten. Ein Kennzeichen dieser Ansatze ist eine neue Begrifflichkeit, die die Aspekte der Grenzuberschreitung und -uberschneidung sowie den Prozesscharakter und die Dynamik von Kultur herausstellen soll: Kreolisierung, Borderlands, Ethnoscapes, Hybriditat, Dritter Raum (Third Space), culture’s in-between, Traveling Cultures, Transnationalisierung, Deterritorialisierung, Inter-, Cross-, Transkulturalitat, beyond culture etc. Was in all diesen Ansatzen im Vordergrund steht, ist das Bedurfnis nach einer Offnung und Uberschreitung der Grenzen von Kultur, von Kulturraumdefinitionen und zwischen Kulturraumen, um so der tatsachlichen Verfasstheit von Kultur eher gerecht zu werden. Raum, Bewegung, Geschichte(n) und Erfahrungen sowohl von Individuen als auch von Gemeinschaften werden zunehmend miteinander verknupft und fordern auf diese Weise den herkommlichen Kulturbegriff und die herkommliche disziplinorientierte wissenschaftliche Forschungs- und Arbeitsweise heraus. Es gibt allerdings auch Skepsis gegenuber dieser „Vielstimmigkeit“ (Conrad/Kessel 1998) des Kultur- begriffs, da damit eine gewisse Unscharfe einhergeht,2 und die Forderung einer differenzierten Auseinandersetzung ist mehr als berechtigt. Die Frage ist nun, gegen welches ‚herkommliche‘ Verstandnis von Kultur sich diese Ansatze eigentlich richten.
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