Aktuelle Behandlungsstrategien von knöchernen Verletzungen der Orbitae
2014
Frakturen des Jochbeinkomplexes und der Orbita sind haufig. Stumpfe Traumata
(Schlag, Sturz) fuhren zu einer Impression der Jochbeinprominenz mit
Frakturen an anatomisch vorgegebenen Schwachstellen. Eine Beteiligung des
Orbitabodens ist obligat. Ein relevanter Defekt des Orbitabodens kann u. U.
erst nach der Reposition des Jochbeinkomplexes sichtbar werden, weshalb eine
Exploration des Orbitabodens nach Reposition und Osteosynthese erfolgen
sollte, sofern keine intraoperative Bildgebung zur Kontrolle zur Verfugung
steht. Hochgeschwindigkeitstraumata fuhren zu komplexen
Mittelgesichtsverletzungen und irregularen Frakturmustern. Die CT-Diagnostik
des Mittelgesichts und der Orbitae hat die konventionelle Bildgebung
verdrangt. Knocherne Verletzungen der Orbitae konnen initial ohne
wesentliche klinische Symptomatik einhergehen, weshalb erst in der
Feinschichtcomputertomografie eine Fraktur der Orbita erkannt werden kann.
Die Indikation zur operativen Versorgung einer Fraktur wird nach
Berucksichtigung von klinischen und radiologischen Befunden gestellt.
Doppelbildsehen ist ein wichtiges klinisches Kriterium fur die Operation,
kann aber nur von temporarer Dauer sein. Neben der Ausdehnung der
Defektfraktur im CT (≥ 3 cm 2 ) ist ein Enophthalmus (≥ 2 mm) der
wichtigste klinische Parameter fur die Entscheidung zur operativen Revision.
Fur die Rekonstruktion der Orbitawande werden heute mehrheitlich Titangitter
mit spezifischem Design eingesetzt. In bestimmten klinischen Situationen
(Rekonstruktion nach Tumorresektion) sind autologe Transplantate (tabula
externa) immer noch zu favorisieren. Bezuglich Prazision und postoperativer
Komplikationsrate bestehen keine Unterschiede zwischen autologen
Transplantaten und Titanimplantaten. Die 3-dimensionale Planung und
intraoperative Navigation hat sich v. a. bei den sekundaren Korrekturen von
in Fehlstellung verheilten Mittelgesichtsverletzungen bewahrt. Die
funktionellen Resultate nach sekundarer Korrektur eines Enophthalmus sind
nicht ermutigend. Eine besondere Gewichtung erhalt deshalb die prazise
klinische und radiologische Diagnostik, die korrekte Indikationsstellung und
die primare sowie zeitnahe Versorgung von knochernen Verletzungen der
Orbita.
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