Linz, 23. bis 26. September 2004: Kunst und Wahrheit

2016 
Das Linzer BrucknerSymposion 2004 begann mit den zwei psychologisch und philosophisch orientierten Referatgruppen „Wahrheit der Wahrnehmung" und „Was ist Wahrheit?" Herbert Bauer (Wien) stellte neurowissenschaftliche Aspekte vor. Die Informationsverarbeitung im Gehirn, so genanntes „Brain Imaging", wird u. a. mittels EEG oder funktioneller Magnetresonanz erforscht. Resumierend stellt sich das Gehirn als sehr komplexes funktionelles Neuronennetzwerk dar, das fur diverse Bereiche der Wahrnehmung individuell unterschiedliche Ergebnisse/Wahrheiten generieren kann. Erich Vanecek (Wien) zeigte die Grenzen der Wahrnehmung durch die menschlichen Sinnesorgane auf, die wie das Ohr nur fur kleine Ausschnitte der physikalisch vorhandenen Reizkontinua konzipiert sind. Peter Strasser (Graz) verwies in seinem Beitrag „Wahrheit absolut oder relativ?" auf Verbrechen im Namen der Wahrheit. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Dresden) referierte uber die „Postmoderne in einer Annaherung an Wahrheit?" Im Hauptteil des Symposions „Kunst und Idee" sprachen Rainer Bischof (Wien) und Bo Marschner (Âarhus) uber die Wahrheit in der Musik bzw. der musikalischen Analyse. Marschner hinterfragte verschiedene Analysemethoden (Strukturbetrachtung, Hermeneutik etc.), die in Kooperation synthetisieren sollten. Rainer Bischof leitete seine philosophischen Ausfuhrungen unmittelbar ab von den Worten Spinozas: „Die Kunst gibt Phantasien, sie bringt Mythen oder Dichtungen, aber keine Wahrheit", indem er das Grundproblem der Kunst als den Widerspruch zwischen (rationaler) Erkenntnis und Irrationalitat definierte. Herta Blaukopfs (Wien) Beitrag zu „Mahlers Wirklichkeit und Wahrheit" zeigte auf, wie er aufgrund seiner Doppelbegabung zwischen schopferischem Kunstler und Interpret, Berufung und Beruf, Taten und Tatigkeiten balancierte. Wichtig war ihm vor allem sein kompositorisches Werk, wie der Briefwechsel mit Richard Strauss darlegt. Joachim Fiebach (Berlin) sprach uber die verschiedenen „Realitatskonstruktionen des Theaters" bis hin zur aktuellen Medien-Theatralitat. Wolf gang Winkler (Linz) verwies in seinem Vortrag auf die Problematik virtueller Welten. Falsche Bilder generieren eine Scheinwelt weit ab von der Realitat. Musiksender wie MTV deuten auf die Virtualitat des Kunstraumes. Johann Lachinger (Linz) analysierte „Adalbert Stifters Bergkristâll-Text als verschlusseltes , Lebens-Zeichen'" des Autors.
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