Lateralisierung von Sprachfunktionen bei Normalpersonen und Stotterern: eine Untersuchung mit funktioneller Kernspintomographie

2006 
In der vorliegenden Arbeit wurde mit funktioneller Kernspintomographie die Sprachverarbeitung wahrend einer Sprachproduktionsaufgabe auf Satzebene bei Rechtshandern, Linkshandern und stotternden Personen untersucht. Sowohl bei Linkshandern als auch bei Stotterern werden Abweichungen in der Sprachlateralisierung beschrieben, beim Stottern als Ursache fur die Erkrankung diskutiert. In einem ersten Experiment wurden zunachst 12 rechtshandige Personen mit einem Satzerganzungsparadigma in gestufter Komplexitat (Verb-Einsetzbedingung, Verb-Umformungsbedingung) mit dem Ziel untersucht, ein Paradigma zu etablieren, welches in gesunden rechtshandigen Probanden eine uberwiegend linkshemispharische Sprachdominanz aufweist. Die Ergebnisse zeigten insbesondere fur die komplexere Umformungsbedingung eine eindeutige Linkslateralisierung von Sprachfunktionen fur die Rechtshandergruppe. In einem zweiten Experiment wurden Abweichungen in der Sprachlateralisierung wahrend der Sprachproduktionsaufgabe bei 12 Linkshandern untersucht. Im Vergleich zu den Rechtshandern konnte insbesondere fur die Verb-Umformungsbedingung eine signifikante starkere Aktivierung der rechten Hemisphare beobachtet werden. Vor dem Hintergrund eines vermuteten engen Zusammenhangs zwischen Sprachlateralisierung und Handigkeit konnte in einem zweiten Schritt unter Berechung von Lateralisierungsindizes fur das Broca-Areal ein Zusammenhang zwischen dem Grad der Handigkeit und dem Grad der Sprachlateralisierung nicht bestatigt werden. In einem dritten Experiment wurde die Sprachverarbeitung bei 18 stotternden Personen untersucht. Es wurde basierend auf der Lateralisierungshypothese angenommen, dass stark stotternde Personen eine besonders starke Abweichung in der Sprachlateralisierung im fur die Sprachproduktion zustandigen Broca-Areal zeigen wurden. Zwar zeigten stotternde Personen im Vergleich zu Kontrollpersonen eine starkere Aktivierung rechtshemispharischer sprachbezogener Netzwerke und eine starkere Tendenz zu Abweichungen in der Sprachlateralisierung im Broca-Areal, diese korrelierte jedoch nicht mit der Stotterstarke. Vielmehr zeigte sich der deutlichste Zusammenhang zwischen hoher Stotterstarke und geringer Aktivierung in posterioren, temporal gelegenen Spracharealen sowie im Hirnstamm und Caudatum. Die Befunde sprechen fur Kompensationsvorgange bei gestorten Sprachplanungs- und Ruckkopplungsprozessen.
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