Akute Veränderung der Hornhauttopographie

2014 
Hartstein [2] fuhrte den Begriff des „corneal warpage“ 1965 ein und beschrieb damit eine Veranderung der Hornhautform als Reaktion auf das Tragen von Kontaktlinsen. Das Auftreten eines „corneal warpage“ tritt sowohl bei „harten“ Kontaktlinsen (Polymethylmethacrylate oder gasdurchlassige formstabile Kontaktlinsen) als auch bei „weichen“ Hydrogelkontaktlinsen auf. Symptome eines „corneal warpage“ sind zunehmend unscharfes Sehen. Morphologisch zeigen sich ein zentraler, irregularer Astigmatismus, Verlust der radialen Symmetrie und der normalen Hornhautkurvatur mit zunehmender Abflachung der Hornhaut vom Zentrum zur Peripherie [7]. Pseudokeratokonus durch weiche Kontaktlinsen Insbesondere bei hydrogelen Kontaktlinsen beobachtet man dagegen haufig eine Aufsteilung der Kornea, sodass die Hornhautirregularitaten das Aussehen eines beginnenden Keratokonus haben („Pseudokeratokonus“) – wie auch in diesem Fallbericht. Die genaue Inzidenz eines „corneal warpage“ ist nicht bekannt. In einer Gruppe von 165 Kontaktlinsentragern mit einer Kontaktlinsenanamnese von 10 bis 30 Jahren lag die Inzidenz eines „corneal warpage“ bei 12 % [6]. Wilson [7] fand in einer Gruppe von 42 Kontaktlinsentragern eine Corneal-warpage-Inzidenz von 38 % [7]. Bei 70 % aller Kontaktlinsentrager wurde das Auftreten eines regularen oder irregularen Astigmatismus beobachtet. Kontaktlinsen-assoziierte Hornhautveranderungen Liu et al. [3] haben die Auswirkungen des Kontaktlinsentragens auf die Form der Hornhaut untersucht und eine signifikante Abnahme der zentralen und peripheren Hornhautdicke gefunden, wobei die Hornhautdicke negativ mit der Tragedauer der Kontaktlinsen assoziiert war. Mogliche Ursachen der Hornhautdickenabnahme sind der Kontaktlinsen-assoziierte hyperosmolare Tranenfilm, der eine „Entwasserung“ der Hornhaut verursacht oder eine erhohte Keratinozytenapoptose aufgrund Kontaktlinsen-induzierter Mikrotraumen und Sauerstoffmangel [5]. Bei formstabilen Kontaktlinsen scheint vor allem die mechanische Komponente (Dezentrierung) entscheidend zu sein, wahrend bei hydrogelen Kontaktlinsen die metabolischen Veranderungen der Hornhaut (Sauerstoffmangel) von Bedeutung sind [3]. In der Folge zeigen die Hornhaute von Kontaktlinsentragern eine Zunahme des minimalen und maximalen K-Wertes in der Keratometrie und damit eine Zunahme der Hornhautwolbung im Vergleich zur Kontrollgruppe. Es wird angenommen, dass harte Kontaktlinsen schneller zu starkeren Hornhautveranderungen fuhren. Andere Autoren konnten zeigen, dass weiche Kontaktlinsen nach langem Tragen die gleichen Effekte auf die Morphologie der Hornhaut haben wie harte Kontaktlinsen [6]. Es ist bekannt, dass der verringerten mechanischen Stabilitat von Keratokonushornhauten veranderte biomechanische Eigenschaften zugrunde liegen [1]. Es ist moglich, dass diese Veranderungen im Aufbau des Kollagengerustes auch beim „corneal warpage“ eine Rolle spielen.
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