Mittelfristige Behandlungsergebnisse nach zentralen Talusfrakturen

2002 
Talusfrakturen sind mit einer Inzidenz von unter 0,1% seltene Verletzungen, welche zudem in einer grosen Bandbreite der Verletzungsschwere (zentral vs. peripher, disloziert vs. undisloziert) und einem bezuglich der Begleitverletzungen inhomogenen Patientengut auftreten. Ziel der vorliegenden Studie war die Erfassung der mittelfristigen (2–5 Jahre) Funktionsergebnisse, Nekrose- und Arthroseraten nach operativer Versorgung zentraler Talusfrakturen in groseren Einzugsgebiet. Von 10/1993 bis 12/1999 wurden 53 zentrale Talusfrakturen bei 52 Patienten (44 Manner, 8 Frauen, Durchschnittsalter 29 Jahre) behandelt, davon 50 operativ und 3 konservativ. Bezeichnend fur das Krankengut war ein 70%iger Anteil von Begleitverletzungen (35/52), 37% (19/52 Patienten) waren polytraumatisiert. Haufigste Unfallursache war der Sturz aus groserer Hohe (61%) gefolgt von Verkehrs- (28%) und Sportunfallen (8%). Unter den Begleitverletzugen am Fus dominierten Innenknochel- (12%), Calcaneus- (10%) und Pilonfrakturen (8%). Die definitive Therapie bestand in 96% (48/50) in einer Schraubenosteosynthese, in jeweils 12% (6/50) wurde zusatzlich eine externe Fixation oder Kirschnerdrahttransfixation durchgefuhrt. In jeweils einem Fall wurde eine Plattchen-osteosynthese (Mini-Kondylenplattchen) bzw. eine primare Arthrodese durchgefuhrt. In 3 Fallen war zudem eine primare Kompartmentspaltung erforderlich. Bislang konnten 30 Patienten einer standardisierten Nachuntersuchung im Zeitraum von 24–62 Monaten nach der Versorgung zugefuhrt werden. Nekrosen wurden ausschlieslich nach Talushalsfrakturen gesehen. Die Rate partieller Talusnekrosen (unter 25% Taluskorpus) lag bei 10% (3/30), drei totale Talusnekrosen (10%) wurden beobachtet, davon eine septische Talusnekrose nach III° offener Hawkins 4-Fraktur mit komplexem Fustrauma mit ‘floating talus’ und 2 aseptische Talusnekrosen nach Hawkins 3-Frakturen. Je eine partielle Nekrose trat nach Hawkins 1-, 2-und 3-Frakturen auf. Die Rate aseptischer Talusnekrosen bei Hawkins 3–4 Luxations-frakturen lag somit bei 40%. Nur bei den Totalnekrosen machte sich jeweils eine Sprunggelenksarthrodese erforderlich, die Partialnekrosen heilten spontan ohne langerfri-stige (Teil-)Entlastung des betroffenen Fuses. Die posttraumatische Arthroserate lag bei 27% (8/30) und korrelierte mit den Totalnekrosen, jedoch nicht mit den Patialnekrosen. Der funktioneile Maryland Foot Score betrug fur das Gesamtkollektiv 81/100, mit der AOFAS Ankle/Hindfoot Scale wurden 76/100 Punkten erreicht, was insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Rate an Begleitverletzungen einem insgesamt guten Ergebnis entspricht. Schluβfolgerung: Die vorliegende Studie unterstreicht den sich in jungeren Publikationen abzeichnenden Trend zu geringeren Nekroseraten nach Talus-Luxationsfrakturen bei fruhzeitiger Versorgung (im 6-Stunden Intervall). Fur das Komplikationsmanagement erscheint die Unterteilung in partielle und totale Talusnekrosen sinnvoll, da nur letztere auch mit einer Arthroseentwicklung einher gehen und einer weiteren Therapie bedurfen. Eine langerdauernde Entlastung nach Partialnekrosen des Taluskorpus ist nicht begrundet.
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