Kumulative Abstinenzdauer bei hoch rückfallgefährdeten Alkoholikern während intensiver ambulanter Therapie mit Disulfiram

2015 
Einleitung: Spatestens seit dem Erloschen der Zulassung 2011 wird Disulfiram nur noch von wenigen Zentren eingesetzt. Hier soll seine Wirksamkeit spezifisch bei hoch ruckfallgefahrdeten Patienten beschrieben werden. Methoden: Stationar entgifteten alkoholabhangigen Patienten wurde eine Behandlung mit Disulfiram angeboten, wenn bisherige Behandlungsversuche nicht zu nennenswertem Abstinenzerfolg gefuhrt hatte, obwohl: Die Patienten stellten sich anfanglich dreimal wochentlich zur kontrollierten Einnahme vor, nach fruhestens 3 Monaten konnten sie Disulfiram einmal wochentlich selbstandig zuhause einnehmen. Arztkontakte fanden durchgehend einmal wochentlich statt. Ergebnisse: Im Jahr vor der erstmaligen Behandlung mit Disulfiram lag die Abstinenzdauer nach Entgiftungen typischerweise bei wenigen Tagen bis Wochen. Mit der Einnahme von Disulfiram blieben die Patienten zwischen 1 und 47 Monaten (im Mittel 11 Monate) durchgehend in Therapie und abstinent. Ca. ein Drittel von ihnen erreichte das Therapieziel, Disulfiram in Absprache mit dem Arzt abzusetzen und trotzdem abstinent zu leben. Dies war nach einer mittleren Behandlungsdauer von 10 Monaten der Fall. Ein weiteres Drittel brach die Behandlung ohne Angabe von Grunden ab, nachdem sie im Durchschnitt 1 Jahr unter Disulfiram abstinent waren. Bei einem Sechstel war ein Ruckfall Anlass zum Therapieabbruch, dies geschah im Mittel nach 6 Monaten. Die ubrigen Patienten blieben im Mittel 8 Monate in Therapie. Bei 10% aller Patienten kam es zu einem oder mehreren eintagigen Trinkereignissen, die komplikationslos verliefen und nicht zu einem Therapieabbruch fuhrten. Diskussion: Bei der uberwiegenden Mehrzahl der Patienten gelang es, kontinuierliche Abstinenz uber mehr als 6 Monate zu erreichen, was deutlich langer als bei vorhergehenden Therapieversuchen war. Vorzeitige Therapieabbruche durch die Patienten waren nicht mit kurzerer Behandlungsdauer assoziiert als geplante Therapieabschlusse. Trinkereignisse entwickelten sich haufig nicht zu Ruckfallen, da die Patienten wegen Alkoholunvertraglichkeitsreaktionen die Klinik aufsuchten, sich nach wenigen Stunden wieder auf ihr Abstinenzziel besannen und dieses im Weiteren erfolgreich erreichten.
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