Agnostische Tumortherapie – was ist das?

2021 
Durch ein verbessertes Verstandnis molekularbiologischer Zusammenhange stellt sich zunehmend die Frage, ob entitatsunabhangig tumoragnostisch therapiert werden kann. Ist eine agnostische und nicht entitatsspezifische Tumortherapie unter besonderer Berucksichtigung des fortgeschrittenen Mammakarzinoms derzeit erforderlich? Es erfolgt die Definition des tumoragnostischen Ansatzes und Darstellung der aktuell vorliegenden Evidenz sowie der Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft Gynakologische Onkologie (AGO) zu einer agnostischen und nicht entitatsspezifischen Tumortherapie unter besonderer Berucksichtigung des fortgeschrittenen Mammakarzinoms. Zunehmend wird die Therapie auch beim fortgeschrittenen Mammakarzinom durch molekularbiologische Alterationen wie Mutationen im Breast-Cancer-1(BRCA1)- oder BRCA2-Gen oder im PIK3CA-Gen (Phosphatidylinositol‑4,5‑bisphosphat-3-Kinase, katalytische Untereinheit α) gesteuert. Zusatzlich konnen Mutationen im Ostrogenrezeptor (ESR1) oder im humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor 2 (HER2) therapeutische Relevanz haben. In seltenen Fallen konnen auch entitatsunabhangig eine Neurotrophe-Tyrosin-Rezeptor-Kinase(NTRK)-Genfusion oder eine Mikrosatelliteninstabilitat (MSI) therapeutisch angegangen werden. Allerdings steht bislang noch der Beweis in einer randomisierten Studie aus, dass eine tumoragnostische Therapie einer klassischen entitatsspezifischen Behandlung uberlegen ist. Eine agnostische Tumortherapie kann auch beim fortgeschrittenen Mammakarzinom in Einzelfallen sinnvoll sein, wobei derzeit neben der nichttumorspezifischen Molekularbiologie die klassische histopathologische Typisierung weiterhin ihren Stellenwert hat.
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