München, 27. und 28. Mai 2005: „Interpretationsästhetik und Aufführung“

2016 
Das von der Hochschule fur Musik und Theater Munchen und der Universitat Wien unter der Leitung von Siegfried Mauser, Claus Bockmaier und Gernot Gruber veranstaltete Symposium widmete sich der Nahtstelle zwischen wissenschaftlich-theoretischem Befund und musikalischpraktischen Konsequenzen, auch im Hinblick auf bestimmte Werksituationen mit den Schwerpunkten Wiener Klassik und Musik des 20. Jahrhunderts. Detlef Giese (Berlin) beleuchtete die vortragsasthetischen Wandlungen im Zeitalter der Empfindsamkeit. Mario Aschauer (Wien) hielt mit seinem Vortrag ein historisches Pladoyer fur das Clavichord anhand der gemeinhin unterschatzten Bedeutung dieses Instruments noch in der Zeit der Wiener Klassiker. Einen Uberblick uber die Geschichte des fur die musikalische Interpretation zentralen Ausdrucksbegriffs gab Reinhard Kapp (Wien). Klaus Ritzkowski stellte eine von Glenn Gould angeregte kreisformige Formauffassung der Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach zur Diskussion. Wolfgang Rathert (Berlin/Munchen) prasentierte die in Vergessenheit geratenen Beethoven-Interpretationen des Pianisten, Komponisten und Musiktheoretikers Ernst Levy. Am zweiten Tag des Symposiums fuhrte Bernhard Waritschlager (Munchen) anhand der Kavatine Euridices aus Joseph Haydns Oper Orfeo eine mogliche praktische Umsetzung hier erkennbarer Dialektik von Norm und Abweichung vor. Auf ein zentrales Interpretationsproblem ging Claus Bockmaier ein, indem er die Vorteile eines gleichmasig durchgehaltenen Taktmases bei den Wiener Klassikern theoretisch reflektierte und anhand von Werkbeispielen begrundete. Gernot Gruber (Wien) bewegte sich mit seinem Vortrag auf einer grundsatzlicheren Ebene und diskutierte Verfahrensweisen und theoretische Grundannahmen der Musikwissenschaft aus kritischer Sicht verlorenen Praxisbezugs. Joachim Brugge (Salzburg) erorterte anhand von Mozarts Es-Dur-Sinfonie KV 543 wiederum ein konkretes Interpretationsproblem im Spannungsfeld zwischen traditionell-romantischem und historisch-rekonstruktivem Ansatz. Mit der MozartRezeption im fruhen Musikjournalismus anhand von Quellentexten aus dem fruhen 19. Jahrhundert beschaftigte sich Rainer Schwob (Wien). Anhand divergierender Ausfuhrungsbezeichnungen der Klaviervariationen op. 27 Anton Weberns entwarf Siegfried Mauser (Munchen) zwei trotz deutlicher Unterschiedlichkeit je fur sich legitime und uberzeugende Interpretationskonzepte. Mit der uneindeutigen Notation des Klavierlieds Afterglow von Charles Ives befasste sich Lucie Fenner (Munchen). Durch verschiedene praktisch demonstrierte Lesarten der Notation wurde ein avantgardistischer Weg interpretatorischer Freiheit aufgezeigt. Den Abschluss bildeten Uberlegungen von Jorn Peter Hiekel (Dresden) zu einer Interpretationsasthetik des „kritischen Komponierens" bei Helmut Lachenmann, die den entscheidenden Anteil der musikalischen Interpretation auch an der Wirkung zeitgenossischer Musik veranschaulichten. In der Schlussdiskussion wurde unter anderem auf zum Teil noch fehlende methodische Instru-
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