Lokalisation ventrikulärer Extrasystolen im 12-Kanal-EKG
2021
Die Fortschritte der kardialen Bildgebung und bei den 3‑D-Mappingverfahren haben in der letzten Dekade zu einem signifikanten Erkenntnisgewinn hinsichtlich der Korrelation ventrikularer Extrasystolen (VES) mit anatomischen Strukturen gefuhrt. Bei allem technischen Fortschritt bleibt die Interpretation des 12-Kanal-EKGs Grundlage fur die klinische Praxis. So lasst sich mit fundiertem Grundwissen uber die kardiale Anatomie und Erregungsausbreitung – unter Berucksichtigung der Limitationen der Methode – die Herkunft ventrikularer Ektopien mit hinreichender Genauigkeit bestimmen. Zur groben Eingrenzung reichen bereits wenige Anhaltspunkte. Anhand des Lagetyps kann zwischen einem diaphragmalen Ursprung mit superiorer Achse und einem weiter superior gelegenen Ursprung mit einem nach inferior gerichteten Summationsvektor unterschieden werden. In den Brustwandableitungen kann mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem linksventrikularen Ursprung einer Ektopie ausgegangen werden, wenn diese eine Rechtsschenkelblock-Morphologie oder positive Konkordanz zeigt. Eine Linksschenkelblock-Morphologie kann neben dem rechten Ventrikel als Ursprungsort auch das interventrikulare Septum miteinschliesen. Je spater die R/S-Transition der Brustwandableitungen erfolgt, desto weiter anterior ist der Ursprung der VES. Die sich kreuzenden Ausflusstrakte der Ventrikel erschweren eine Lokalisation von VES aus diesem Bereich. Hier gibt v. a. die Form und Hohe der R‑Zacke in V1–V3 einen Aufschluss uber den moglichen Ursprungsort. Unscharfen in der EKG-Lokalisation bestehen insbesondere bei semimobilen Strukturen wie den Papillarmuskeln und dem Moderatorband, mit variablem Verlauf innerhalb der Ventrikel. Auf Basis der so gewonnenen Informationen kann in der Folge eine fundierte Einschatzung uber die Prognose und den zu erwartenden Erfolg einer medikamentosen oder invasiven Therapie getroffen werden.
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