Schichtspezifische Vulnerabilität: Zur besonderen HIV-Gefährdung von homosexuellen Männern der unteren Schichten

2000 
Im Gegensatz zu der Zeit vor dem ersten Weltkrieg standen in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg die Auswirkungen von sozialer Ungleichheit auf Morbiditat und Mortalitat nicht im Vordergrund sozialmedizinischen Interesses. Dennoch liegt fur die Bundesrepublik inzwischen eine Vielzahl von Studien vor, die die negativen Auswirkungen von Armut, prekaren Lebenssituationen und stark belastender korperlicher Arbeit auf Morbiditat und Mortalitat dokumentieren [8, 12]. Ausgangspunkt der Studie, deren Ergebnisse hier im folgenden resumiert werden, war die Frage, ob die bekannten schichtoder klassenspezifischen Unterschiede im Gesundheitsverhalten und in der Pravalenz von Krankheiten auch vor dem Hintergrund von AIDS zu konstatieren sind. In einer Expertise fur das Bundesministerium fur Gesundheit wurde untersucht, inwieweit in der Hauptbetroffenengruppe homosexueller Manner, die zwei Drittel der AIDS-Falle in der Bundesrepublik stellt, schichtspezifische Differenzen in der Pravalenz von HIV festzustellen sind. Die Fragestellung der Studie ist demzufolge eine aus dem Bereich der Sozial-epidemiologie und der HIV-Pravention. Der Begriff ≫Unterschicht≪ kommt in den Publikationen der Medizinsoziologie und der Sozialmedizin haufig vor, wenn es um die Auswirkungen sozialer Ungleichheit auf schichtspezifische Morbiditats- und Mortalitatsraten geht. In diesem deskriptiven Sinn soll im weiteren der Begriff ≫Unterschicht≪ wie auch der Begriff ≫untere Schichten≪ gebraucht werden. Eine abwertende Bedeutung wird daraus nicht abgeleitet werden konnen [7].
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