Knieschmerz im Verlauf der Schwangerschaft in Bezug zum Anstieg des Körpergewichts. Ergebnisse einer prospektiven Studie

2015 
Zielstellung: Die Untersuchung wurde mit dem Ziel durchgefuhrt, die Inzidenz von Knieschmerzen bzw. Knieproblemen oder die Verstarkung derselben im Verlauf der Schwangerschaft zu untersuchen. Als Nullhypothese wurde formuliert, Schwangere entwickeln in Korrelation mit der Zunahme des Korpergewichts Kniegelenksbeschwerden bzw. erleiden eine Verstarkung bereits vor der Schwangerschaft bestehender Probleme. Methode: Insgesamt 326 Schwangere (30.–40. Schwangerschaftswoche) wurden in die Studie einbezogen. Zum Zeitpunkt der Eingangsuntersuchung betrug das Alter der Patientinnen 29,4 [95% CI 28,8–29,9] Jahre. Alle Patienten wurden bezuglich bereits vor der Schwangerschaft bestehender Knieprobleme, moglicher Verstarkung derselben oder bezuglich neu aufgetretener Knieschmerzen anhand eines standardisierten Untersuchungsbogens befragt. Zudem erfolgte eine eingehende retrospektive Befragung bezuglich der anthropometrischen Daten zu Beginn der Schwangerschaft. Bei den inzidenten Fallen erfolgte 6 Wochen nach der Entbindung ein nochmaliges follow-up. Ergebnisse: Zu Beginn der Schwangerschaft betrug das durchschnittliche Korpergewicht 68,0 (95% CI 64,4–69,6; 41–117) kg und der durchschnittliche BMI 24,5 (25% CI 23,9–25,0; 17,0–26,0) kg/m². Die durchschnittliche absolute Gewichtszunahme betrug 13,8 (95% CI 13,2–1,5; 3–38) kg. Insgesamt 24 (7,4%) der befragten Schwangeren berichteten uber wahrend der Schwangerschaft neu hinzugekommene Knieprobleme. Bei 2 Patientinnen (0,6%) kam es zur Verstarkung bereits vor der Schwangerschaft bestehende Knieprobleme. Damit lag die Rate von Schwangerschaft assoziierten (inzidenten) Knieproblemen bei 26/326 bzw. 7,6/100 Schwangerschaften. Wahrend der BMI-Anstieg bei den er nicht betroffenen Patientinnen 4,8 (95% CI 4,6–5,1, 1,1–14,1) kg/m² betrug, hatten diejenigen mit inzidenten Knieproblemen einen signifikant hoheren BMI-Anstieg von 5,9 kg/m² (95% CI 4,9–6,9, 2,1–11,8). Patientinnen ohne inzidente Knieprobleme nahmen im Verlauf der Schwangerschaft um durchschnittlich 13,5 (95% CI 12,9–14,2, 3–38) kg zu. Bei den Patientinnen mit inzidenten Knieproblemen war diese Gewichtszunahme signifikant hoher 16,8 (95% CI 13,9–19,4, 6–35) kg. Eine Schwangerschafts-bedingte Gewichtszunahme von mehr als 20 kg wurde als signifikanter Risikofaktor fur die Ausbildung bzw. Verstarkung von Schwangerschaft assoziierten Knieproblemen ermittelt OR=3,8 (95% CI 1,5–9,3, p=0,003). Bei der Nachuntersuchung der inzidenten Falle (Nachuntersuchungsrate 92%) hatten auch 6 Wochen nach Entbindung noch 92% Knieschmerzen. Nur bei 26,1% der befragten Patientinnen waren die Kniebeschwerden nach Abschluss der Ruckbildungsphase wieder abgeklungen. Patientinnen mit persistierenden Knieproblemen auch nach Abschluss der Ruckbildungsphase hat ein tendenziell hoheres Korpergewicht 85,5 (CI 95% 71,8–99,1) kg, im Vergleich zu denjenigen bei denen Kniebeschwerden wieder abgeklungen waren 72,5 kg (CI 95% 60,9–83,9), p=0,162. Schlussfolgerungen: Im Verlauf der Schwangerschaft kommt es bei ca. 8% der Patientinnen zum Neuauftreten bzw. zur Verstarkung von bereits vor der Schwangerschaft bestehende Knieproblemen. Diese klingen auch nach Beendigung der Schwangerschaft nur bei einem geringen Teil dieser Patientinnen wieder ab. In der vorliegenden Untersuchung konnte gezeigt werden dass diese Inzidenz von Knieproblemen signifikant mit der jeweiligen Gewichtszunahme der Schwangeren zusammenhangt. Inwieweit diese Ergebnisse ein Indiz fur die hohere Rate von Knieproblemen bzw. spateren Gonarthrosen bei Frauen ist, kann jedoch noch nicht abschliesend beurteilt werden.
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