Effekte von Ausbildungserfahrung auf Prozess- undErgebnismerkmale ambulanter Psychotherapien imnaturalistischen Behandlungssetting einerAusbildungsambulanz

2017 
Die Uberprufung der Effektivitat der Psychotherapieausbildung stellt eine zentrale Masnahme zur Qualitatssicherung in der psychotherapeutischen Patientenversorgung dar. In der aktuellen Forschungsliteratur besteht eine heterogene Befundlage hinsichtlich Ausbildungseffekten auf Prozess- und Ergebnismerkmale von Psychotherapien (vgl. Hill & Knox, 2013). Dieser Umstand ist sowohl auf eine mangelnde Vergleichbarkeit internationaler Studien (vgl. Beutler, 2004) als auch auf den weitgehenden Mangel an analogen Forschungsbemuhungen in Deutschland zuruckzufuhren (Laireiter & Botermans, 2005). Um dieser Forschungslucke zu begegnen, wurde in der vorliegenden Arbeit der Einfluss von Ausbildungserfahrung auf Prozess- und Ergebnismerkmale von Ausbildungstherapien adressiert. Dazu wurden die im Abschnitt der praktischen Ausbildung durchgefuhrten Therapien im naturalistischen Behandlungssetting einer verhaltenstherapeutischen Lehrambulanz im Rahmen von drei Studien langsschnittlich untersucht. Der methodischen Einschrankung vieler Studien, die u.a. in einer vagen Operationalisierung der Erfahrungsvariablen besteht, wurde dabei durch die Einfuhrung des neuen, spezifischeren Begriffs der sog. Ausbildungserfahrung Rechnung getragen. Diese wurde definiert als die Anzahl der im Rahmen der praktischen Ausbildung behandelten Patienten und diente als indirekter Marker fur mogliche Ausbildungseffekte (vgl. Hill & Knox, 2013). In der ersten Studie (vgl. Publikation 1) wurde zunachst der Einfluss von Ausbildungserfahrung auf die Ergebnismerkmale der Effektivitat und Effizienz von Ausbildungstherapien uberpruft. Das Ziel der zweiten (vgl. Zusatzanalyse zur Publikation 2) und dritten Studie (vgl. Zusatzanalyse zur Publikation 3) bestand in der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Ausbildungserfahrung und Prozessmerkmalen von Ausbildungstherapien. Zu diesem Zweck wurde im Rahmen der zweiten Studie zunachst der Fragestellung nachgegangen, ob Ausbildungserfahrung einen Einfluss auf die Anwendungshaufigkeit storungsspezifischer KVT-Interventionen und das damit einhergehende Behandlungsergebnis in Depressionstherapien hat. Der Fokus der dritten Studie lag auf der Uberprufung des potentiellen Einflusses von Ausbildungserfahrung auf die Starke der therapeutischen Allianz und das damit einhergehende Behandlungsergebnis. Im Rahmen der ersten Studie konnte die Wirksamkeit der untersuchten Ausbildungstherapien mit mittleren bis hohen Effektstarken belegt werden. Dabei wurden hypothesenkonform positive Erfahrungseffekte verzeichnet, die sich im fortgeschritteneren Ausbildungsstadium auf die Effektivitat und im Abschlussstadium auf die Effizienz der Therapien auswirkten (vgl. Ergebnis Publikation 1). In der zweiten Studie konnte erwartungskonform gezeigt werden, dass eine Zunahme an Ausbildungserfahrung mit einer haufigeren Anwendung kognitiver KVT-Techniken einherging. Entgegen der formulierten Hypothese spiegelte sich dieser erfahrungsabhangige Unterschied im therapeutischen Vorgehen jedoch nicht in den Behandlungsergebnissen wider, sodass die Erfahrungsgruppen vergleichbare Response- und Remissionsraten erzielten (vgl. Ergebnis Zusatzanalyse 2). Hypothesenkonform wurde im Rahmen der dritten Studie eine mit zunehmender Ausbildungserfahrung einhergehende Nivellierung anfanglicher Unterschiede zwischen Ausbildungstherapeuten hinsichtlich ihrer durchschnittlichen Allianz-Werte ermittelt. Daruber hinaus lag ein positiver Zusammenhang zwischen der Starke der therapeutischen Allianz und dem Behandlungsergebnis vor, was als ein Hinweis auf eine zunehmend kompetentere Nutzung der therapeutischen Allianz zur Optimierung des Behandlungsergebnisses angesehen werden konnte (vgl. Ergebnis Zusatzanalyse 3). Insgesamt erbringt die vorliegende Arbeit den Nachweis der Wirksamkeit der untersuchten Ausbildungstherapien. Dabei scheint im Ausbildungsverlauf zunachst eine Steigerung der Effektivitat und anschliesend der Effizienz von Behandlungen stattzufinden. Neben den beobachteten Ausbildungseffekten auf Ergebnismerkmale von Ausbildungstherapien konnten positive Ausbildungseffekte auf Kompetenzen von Ausbildungstherapeuten hinsichtlich der Realisierung zentraler Wirkmechanismen von Psychotherapien festgestellt werden. Im Einzelnen belegen die ermittelten Erfahrungseffekte einen forderlichen Einfluss der Psychotherapieausbildung auf die Fahigkeit zur Anwendung elaborierter verfahrensspezifischer Techniken sowie zur Etablierung einer gunstigen therapeutischen Allianz. Die Befunde dieser Arbeit tragen zu einer Evidenzbasierung der Psychotherapieausbildung bei und liefern praxisnahe Hinweise zur Gestaltung der geplanten Direktausbildung.
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