Forschungsvielfalt für die Agrarwende - 20% der Forschungsmittel für eine zukunftsfähige Landwirtschaft

2002 
Mit der Verteilung von Forschungsgeldern wird Industrie- und Strukturpolitik gemacht - und das in einem von der Offentlichkeit nur wenig beachteten Mas. Offentlich diskutiert und in einem demokratischen Sinne legitimiert ist die Schwerpunktsetzung in der Forschung nur selten. Doch mit der Moglichkeit, auf der einen Seite den Geldhahn sprudeln und bei alternativen Verfahren diesen nur tropfeln zu lassen oder gar ganz geschlossen zu halten, werden in der Regel sehr fruhzeitig Weichen gestellt - hin zur Entwicklung bestimmter Technologien, zur Unterstutzung ausgewahlter Akteure und Strukturen. Forschungspolitik ist zunehmend Industriepolitik geworden, indem industrielle Akteure direkt in die Forschungsvorhaben eingebunden sind und ein (industrieller) Anwendungsbezug bereits in der Antragsphase skizziert werden soll. Die Patentierung und damit Privatisierung der Forschungsergebnisse ist Bestandteil dieses forschungspolitischen Konzeptes. Gegen public private partnership, wie solche Konzepte auch genannt werden, ist nichts einzuwenden, wenn dies nur ein Segment der Forschungspolitik ist und ein gemeinwohlorientiertes Segment gleichberechtigt daneben tritt. Im Bereich der Agrarforschung ist dies besonders wichtig. Denn die Interessen der industriellen Akteure, der Landwirte, des Naturschutzes oder der VerbraucherInnen sind haufig nicht identisch. Wenn eine ressourcen- und umweltschonende Landwirtschaft das Ziel ist, die auf chemischen Input weitestgehend verzichten will, stellen sich die Forschungsfragen anders, als wenn eine pestizidgestutzte Landwirtschaft moglichst kostengunstig eine Pilzkrankheit bekampfen mochte. Losungen, in der Forschung entwickelt und direkt vom Landwirt einsetzbar, sind nicht im Interesse der Agrarindustrie, also wird sie sich daran auch nicht beteiligen. Fur eine Agrarwende sind sie aber dringend notwendig. In den vergangenen Jahrzehnten ist schwerpunktmasig in die Entwicklung einer industriellen Landwirtschaft investiert worden - auch auf der Forschungsseite. Die Weiterentwicklung des okologischen Landbaus und einer entsprechenden Lebensmittelverarbeitung wurde allenfalls auf Sparflamme betrieben. Und doch hat bereits diese kleine Unterstutzung vielfaltige Ansatze und Losungen hervorgebracht - die nicht nur fur einen okologischen Landbau spannend sind. Mit den folgenden Geschichten mochten wir einen kleinen Ausschnitt aus der Vielfalt der Ansatze und Losungen vorstellen: faszinierende Forschung fur eine zukunftsfahige Landwirtschaft. Das ist die Forschung, die die Agrarwende braucht.
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