Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Blütenbildung und Triebwachstum bei Reben

2017 
Der Differenzierungsablauf der Infloreszenzbildung in den Winterknospen wurde unter gleichzeitiger Berucksichtigung des Triebwachstums an alteren, im Freiland wachsenden Pflanzen beobachtet. Als Entwicklungskriterien der reproduktiven Organbildung dienten die Stadien O (praeflorales Primordium), I (Infloreszenzprimordium), II (Verzweigung der Infloreszenz) und III (Blutenprimordium). In den Winterknospen der 5. bis 7. Insertionshohe treten bei den Sorten Aris und Riesling Infloreszenzprimordien etwa 35 Tage nach dem Knospenaustrieb im Fruhjahr auf. Der Bluhimpuls breitet sich mit dem wachsenden Trieb in distaler Richtung aus, wobei ca. 6-10 Knospen unmittelbar unterhalb der Sprosspitze vegetativ bleiben. Die maximale Zahl an Infloreszenzen/Knospe ist etwa 12 Wochen nach dem Austreiben erreicht. Bei den zuerst angelegten Infloreszenzprimordien erscheinen die ersten Blutenprimordien bei Aris etwa 50 Tage nach dem Austrieb (20 Tage nach Stadium I) und bei Riesling etwa 80 Tage nach dem Austrieb (rund 45 Tage nach Stadium I). Bis zur endogenen Wachstumsruhe enthalten bei Aris 24,5% und bei Riesling 5,9% aller infloreszenzbildenden Knospen Blutenprimordien. Die Anlage von Infloreszenzen ist mit der Blattentfaltungsgeschwindigkeit des Haupttriebes korreliert. Die Hohe der fur die Determination erforderlichen Blattzahl/Trieb ist sortenspezifisch. Eine Klassifizierung der Sorten nach dieser Blattzahl/Trieb ergibt: Sorten mit sehr fruher Infloreszenzbildung: 11-12 Blatter/Trieb ( V. silvestris , Klon Ketsch 30), mittelfruher: 13-15 Blatter/Trieb ( V. silvestris , Klon Ketsch 6, V. labrusca , Aris, Riesling), mittelspater: 16-18 Blatter/Trieb ( V. cinerea , Rupestris du Lot, Portugieser, Gutedel) und spater Infloreszenzbildung: 20-22 Blatter/Trieb (Tschausch, Rkazeteli, Rasaki). Durch Applikation von Gibberellinsaure auf die Blattspreiten wird eine signifikante, vom Zeitpunkt der Behandlung und von der Sorte abhangige Hemmung und Blockierung der Infloreszenzbildung festgestellt. Das Maximum des Gibberellineffektes liegt bei der Sorte Aris ca. 24-28 Tage oder bei 6-9 Blattern/Trieb vor der Infloreszenzdetermination. Die Gibberellinhemmung der Blutenbildung wird itn Maximum der GS-sensiblen Phase von morphologischen Veranderungen innerhalb der Knospen begleitet. Dabei kann es mitunter zu einem Absterben der Hauptknospe einer Winterknospe kommen. Eine gesteigerte N-Dungung fuhrte bei der Sorte Aris zur Erhohung der Infloreszenz-und Blutenzahl/Knospe bzw. je Trieb. Eine uberoptimale N-Zufuhr reduzierte die Intensitat der Blutenbildung. Bei horizontal und senkrecht wachsenden Trieben werden weniger Infloreszenzen/Knospe als bei aufrecht wachsenden Trieben angelegt. Die entwicklungsphysiologischen Schritte der Infloreszenz- und Blutenbildung werden dargelegt und mit den an anderen Holzpflanzen gewonnenen Befunden eingehend diskutiert. Es wird angenommen, das die Anlage von Infloreszenzen eine Funktion des entwicklungsphysiologischen Alters der Knospen und Laubblatter darstellt, wahrend die Anlage von Blutenprimordien primar als Ausdruck korrelativer Wechselwirkungen innerhalb der Knospe zu werten ist. Ernahrungsphysiologische Komponenten bestimmen uberwiegend die Infloreszenz- und Blutenzahl/Knospe. Die Klimakomponenten wirken primar uber ein beschleunigtes Wachstum (Temperatur, Langtag) oder uber eine verbesserte Photosynthese (Licht) auf den Prozes der Infloreszenz- und Blutenbildung ein. Die zuchterischen und weinbaulichen Aspekte der vorliegenden Untersuchungen werden angefuhrt.
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