Deduktiv-induktiv vorgehende Inhaltsanalyse zur Erschließung historischen Denkens – Erkenntnisse aus der Studie „Vor dem ersten Geschichtsunterricht“

2017 
Historisches Lernen erfolgt in einem kontinuierlichen, lebenslangen Prozess. Er umfasst neben der systematischen Art des historisch Denken Lernens im Schulunterricht in einer von Vergangenheit und Geschichte gepragten Welt auch unsystematische Formen des Denken Lernens, die vor und nach der Schulzeit, aber auch wahrenddessen stattfinden. Hier setzt die Studie „Vor dem ersten Geschichtsunterricht“ an: Es werden Auspragungen historischen Denkens vor einer ersten systematischen Forderung durch Unterricht anhand von Einzelinterviews erhoben und inhaltsanalytisch erschlossen. Die Wahl des Interviews als Methode der Datenerhebung und der Inhaltsanalyse als Methode der Datenauswertung ist die Konsequenz des Forschungsstandes wie der Arbeitshypothesen: Forschungen zum fruhen historischen Denken sind immer noch rar. Historisches Denken Neunjahriger wird vermutlich auf einem „basalen Niveau“ stattfinden. Dieses ist schwer vorhersehbar, verlangt also eine offene methodische Herangehensweise. Im Gesamt betrachtet liegt der Anlage der Studie ein Theorieverstandnis zu Grunde, nach dem auch junge Kinder historisch denken. Zugleich wird der Bedarf gesehen, fruhe Phasen des historischen Denkens ausgehend von den vorfindlichen Formen theoretisch auszudifferenzieren. Diese einer Grundlagenforschung entsprechende Offenheit erfordert eine entsprechende Behandlung der Daten: Einerseits muss das theoretische Verstandnis Eingang finden (deduktiv), andererseits muss auch ein materialgetriebenes Vorgehen Raum erhalten (induktiv). Die Inhaltsanalyse stellt hierfur Konzepte zur Verfugung (vgl. Mayring 2014; Kuckartz 2012). Erkenntnisse der Studie eroffnen Ansatze fur weitere Forschungsstrategien wie fur die Pragmatik. Diese werden im abschliesenden Teil der Workshops diskutiert. Folgend zwei Beispiele: Welche Ansatzpunkte liefern die Erkenntnisse fur quantitativ ansetzende Methoden zum fruhen historischen Denken? Welche Schlussfolgerungen ergeben sich fur Lernstandserhebungen im Geschichtsunterricht? Kuckartz, Udo (2012): Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstutzung. Weinheim und Basel. Mayring, Philipp (2014): Qualitative Content Analysis. Theoretical Foundation, Basic Procedures and Software Solution. Klagenfurt. Zabold, Stefanie (im Druck): Auspragungen historischen Denkens vor dem ersten Geschichtsunterricht. In: Fenn, Monika (Hrsg.): Fruhes historisches Lernen – Forschungsstand und -perspektiven empirischer Forschung. (Geschichtsunterricht erforschen, Bd. 6), Schwalbach/ Ts. Zabold, Stefanie (2017): Empirische Erkenntnisse zum historischen Denken Neunjahriger. Das Beispiel der historischen Begriffskompetenz. In: McElvany, Nele/ Bos, Wilfried/ Holtappels, Heinz Gunter / Hasselhorn, Johannes / Ohle, Annika (Hrsg.): Bedingungen gelingender Lern- und Bildungsprozesse. Aktuelle Befunde und Perspektiven fur die Empirische Bildungsforschung. Munster, S. 117-125.
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