Einsatz von Assistenzrobotik in der neurologischen Frührehabilitation: Untersuchung ökonomische und soziale Aspekte

2021 
Der demografische Wandel stellt eine der grosten gesellschaftlichen Herausforderungen dar. Die Zahl der Pflegebedurftigen wachst stetig, ihr gegenuber steht ein Mangel an Personal in der Pflege. Um dieser Problematik entgegen zu wirken, werden neue Technologien entwickelt und genutzt. Unter anderem in der neurologischen Fruhrehabilitation werden bereits robotische Systeme zur automatisierten Gangtherapie eingesetzt. Die neurologische Fruhrehabilitation ist ein komplexes Fachgebiet, das interdisziplinare Zusammenarbeit aller klinischen Fachdisziplinen erfordert. Fur einen Behandlungserfolg ist die fruhe Mobilisierung der Patienten essentiell, die erfolgreiche Behandlung erfordert vor allem haufige Wiederholungen. Hinderlich ist dabei die grose korperliche Belastung des Personals. Assistenzrobotik bietet gerade hier deutliche Vorteile, das Personal zu entlasten und die Therapie effektiver zu gestalten. In diesem Beitrag sollen die Auswirkungen einer robotischen Mobilisierung auf pflegerisches und therapeutisches Personal aus sozio-okonomischer Sicht evaluiert werden. Methode Neben einer Literatursichtung wurden in drei unterschiedlichen Kliniken qualitative Experteninterviews gefuhrt. Eine Einrichtung arbeitet bereits mit Assistenzrobotern in der Fruhrehabilitation, die zweite Einrichtung steht kurz vor der Einfuhrung und in der dritten Einrichtung wird noch manuell mobilisiert. In neun Interviews wurden Experten mit Ausbildungen als Pflegefachkraft, Pflegehelfer und Therapeut befragt. Ein Interviewleitfaden aus funf offenen Fragen stellte die Grundlage der Interviews dar. Eine kategorische Auswertung erfolgte anhand von Kodierungen mit der Software MAXQDA 2018 fur Windows. Ergebnisse Insgesamt wurden 178 Kodierungspunkte auf die Zitate der neun Interviews verteilt. 43 Aussagen wurden der Kategorie ‚okonomisch‘ zugeteilt, 38 Aussagen bezogen sich auf ‚soziale‘ Aspekte. Die Experten erwarten eine Verlangerung des Therapieprozesses durch Vor- und Nachbereitung. Sie vermuten einen erhohten technischen Aufwand durch die Nutzung der Robotik. Andererseits gehen sie davon aus, dass Personallucken gefullt werden konnen, effizienter gearbeitet werden kann und eine korperliche Entlastung erfolgt, die langfristig gesundheitliche Probleme der Pflegenden vorbeugt. Die Berufsgruppe der Therapeuten steht dem Einsatz von Robotik aber auch skeptisch gegenuber. Sie befurchten an erster Stelle negative Auswirkungen auf die Qualitat der Therapie und die Substitution des geschulten Personals. Ein therapeutischer Experte, der bereits mit robotischen Systemen arbeitet, sieht diese aber auch als positive Erweiterung des Therapieangebots. Korperliche Anstrengung werde reduziert und Robotik konne Behandlungsfrequenzen erreichen, die durch menschliche Krafte nicht moglich sind. Die Einstellung und Uberwachung solle aber unbedingt von therapeutischem Personal ubernommen werden. Insgesamt ist das Stimmungsbild der Pflegefachkrafte und Pflegehelfer eher positiv, durch die Chancen und Vorteile von Robotik wird Arbeitsentlastung und Fortschritt in der Digitalisierung erwartet. Zusammenfassung Die Ergebnisse der Untersuchung und auch die Literatur bestatigen das Potential der Nutzung von robotischen Assistenzsystemen in der neurologischen Fruhrehabilitation. Ob langfristig Kosten und personelle Ressourcen gespart werden konnen, muss durch weitere Forschung untersucht werden.
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