Psychologie der Augenzeugenbewertung: Wie die Zuverlässigkeit einer Personenbeschreibung oder -identifizierung bewertet und wie sie verbessert werden kann

2020 
Personenbeschreibungen und -identifizierungen durch Augenzeugen sind haufig wichtige Beweismittel. Augenzeugenaussagen konnen jedoch durch Irrtumer kontaminiert sein. Solche Irrtumer entstehen einerseits entlang von Schatzvariablen und andererseits entlang von Systemvariablen. Unter Erstere fallen Faktoren im Zeugen und im Stimulus. So ist beispielsweise bekannt, dass jungere und altere Augenzeugen in gewissen Konstellationen unzuverlassigere Identifikationsleistungen erbringen. Auch Stimuli, die fremd und nicht distinkt sind, werden in aller Regel weniger wahrscheinlich encodiert. Schatzvariablen umfassen auserdem situative Faktoren. Das sind Fehlquerquellen, die durch Mangel in der Aufnahme (z. B. aufgrund ungunstiger Wahrnehmungsverhaltnisse oder spezifischer Erwartungen), in der Speicherung (z. B. aufgrund von Vergessensprozessen oder Gedachtnisuberlagerungen) und im Abruf (z. B. aufgrund von fehlenden kognitiven Prototypen oder Selbstfestlegungen) entstehen. Schlieslich sind auch Fehler durch eine unzuverlassige Bewertung des Zeugen durch Dritte innerhalb der Schatzvariablen einzuordnen (z. B. wenn das Gericht den Detaillierungsgrad einer Personenbeschreibung als Indikator fur die Richtigkeit einer Identifizierung verwendet). Systemvariablen umfassen Aspekte, die vom Rechtssystem kontrolliert werden. Verzerrungen in Augenzeugenaussagen konnen beispielsweise uber unklare polizeiliche Instruktionen oder eine Gegenuberstellung mit wenig vergleichbaren Personen entstehen. Wie fair ein Gegenuberstellungsverfahren letztlich durchgefuhrt wurde, kann anhand offizieller Richtlinien abgeschatzt, aber auch uber empirische Indices berechnet werden.
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