Das Ende der Einmütigkeit der Shareholder? Die Grenzen des standardökonomischen Ansatzes und ein verhaltenswissenschaftlicher Gegenentwurf

2018 
Betrachtet man sowohl die klassische betriebs-wirtschaftliche Literatur als auch die Literatur der Controlling-Forschung, so ist ersichtlich, dass jeweils eine Anspruchskongruenz der Eigenkapitalgeber unterstellt wird, welche zu einem einheitlichen Diskontsatz fuhrt, wie dies insbesondere auch im Shareholder Value-Ansatz deutlich wird. Grundlage dieses Postulates ist die neoklassische Theorie, welche unter restriktiven Pramissen die Einmutigkeit der Shareholder hinsichtlich des Formalziels „Shareholder Value“-Maximierung modelltheoretisch abzuleiten vermag. Hierbei werden jedoch ein vollkommener Kapitalmarkt sowie eine Entscheidungssituation unter Sicherheit vorausgesetzt. Beide Pramissen sind auf realen Markten nicht gegeben. Trotz dieser fehlenden modelltheoretisch strengen Einmutigkeit konnen jedoch Unternehmen, wie auch empirisch zu sehen ist, offensichtlich durchaus (in gewissen Grenzen) divergierende Shareholderanspruche inkorporieren, welches mit den traditionellen Modellen nicht plausibel abzubilden ist. Die Frage, wie dies dennoch konzeptionell begrundet werden konnte, konstituiert die Ausgangsgrundlage dieses Forschungsbeitrags. Hierbei werden zuerst die standardokonomischen Ansatze zur Klarung der Einmutigkeitsfrage kritisch reflektiert, bevor mit dem Konzept der bounded rationality nach Simon und Gigerenzer eine verhaltenswissenschaftliche Gegenposition eingenommen wird. Diese kann, wie gezeigt wird, als konzeptionelle Grundlage dienen, um die empirisch evidente, hinreichende Einmutigkeit unter den Eigenkapitalgebern eines Unternehmens zu erklaren. Hierbei stellt sich jedoch fur das Management die zentrale Frage, wie hoch die erwarteten Renditeanspruche der Shareholder legitimer Weise ausfallen durfen. Diese Frage gewinnt an zusatzlicher Relevanz, wenn man davon ausgeht, dass die Eigenkapitalrenditen im Bezug zum zusatzlichen Risiko, welches die Eigenkapitalgeber tragen, uberproportional hoch ausfallen. Das Controlling kann in diesem Kontext einen bedeutenden Beitrag zur Fuhrungsunterstutzung des Managements – und damit zu einem dauerhaften Erfolg des Unternehmens – leisten.
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