Bedarfsanalyse zur Verbesserung der Anwendbarkeit und methodischen Qualität einer S3-Leitlinie

2017 
Zusammenfassung Hintergrund Leitlinien konnen die Praxis im Gesundheitswesen nur verbessern, wenn ihre Empfehlungen umfassend implementiert werden. Die S3-Leitlinie „Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus und chronische venose Insuffizienz“ wird im Jahr 2017 aktualisiert. Hierbei soll deren Validitat, Anwendungsfreundlichkeit und Implementierung in die Praxis verbessert werden. Ziel war daher die Erhebung des methodischen und inhaltlich-gestalterischen Verbesserungsbedarfs der S3-Leitlinie. Methoden Die S3-Leitlinie und die zugehorigen Dokumente wurden anhand der Qualitatskriterien des „Appraisal of Guidelines for Research and Evaluation“ (AGREE II) von zwei Personen unabhangig voneinander uberpruft. Publizierte Bewertungen und externe Gutachten zur Leitlinie wurden ebenfalls berucksichtigt. Erganzend wurde eine Befragung von Organisationen und Beschaftigten im deutschen Gesundheitswesen durchgefuhrt. Die Erhebung erfolgte zwischen August und November 2016. Fur die Befragung wurde ein Fragebogen mit offenen Fragen per E-Mail versendet. Die offenen Fragen dienten der Ermittlung von Vorschlagen zur Veranderung der Leitlinienempfehlungen und von neuen Themen, die sich aus der Praxiserfahrung in der klinischen und ambulanten Wundbehandlung ergeben. Zudem wurden Moglichkeiten zur Verbesserung der Anwendbarkeit der Leitlinie erfragt. Die Themen und Anderungswunsche wurden thematisch zusammengefasst. Im Anschluss wurden die eingegangenen Vorschlage zur Verbesserung der Anwendbarkeit und die Ergebnisse der Gutachten zum methodischen und inhaltlich-gestalterischen Verbesserungsbedarf anhand der AGREE-II-Domanen in einem Ursache-Wirkungs-Diagramm zusammengefasst. Ergebnisse Von den 864 per E-Mail ausgesandten Fragebogen gab es einen Rucklauf von siebzehn. Wegen der hohen Praxisrelevanz wurde vorgeschlagen, die Einschlusskriterien der Leitlinie um infizierte Wunden und Dekubitus zu erweitern. Daruber hinaus wurde der Einschluss der chirurgischen Defektdeckung, zahlreicher neuer Wundbehandlungsprodukte und erganzender Masnahmen vorgeschlagen. Die kritische Bewertung („critical appraisal“) der Leitlinie ergab eine hohe methodische Qualitat in Bezug auf die systematische Aufbereitung der Evidenz und der formalen Konsensprozesse zur Verabschiedung von Empfehlungen. Aus Sicht der Befragten und Gutachter/-innen sollten sich die Empfehlungen der Leitlinie starker an den Fragen der Anwendenden ausrichten und handlungsorientierter sein. Zudem sollten praktische Konzepte fur die Schulung, Implementierung und Evaluierung der Leitlinienumsetzung in Gesundheitseinrichtungen bereitgestellt werden. Der Aktualisierungsprozess sollte daruber hinaus stringenter den aktuellen Standards zur Leitlinienentwicklung, systematischer Ubersichtsarbeiten und zum Umgang mit Interessenkonflikten folgen. Schlussfolgerung Die Leitlinie zeigt eine gute methodische Qualitat, kann jedoch derzeit nur schwierig implementiert werden. Die strukturierte Erhebung zeigt nicht nur den Verbesserungsbedarf, sondern liefert auch einen transparenten Handlungsrahmen fur alle Personen und wissenschaftlich medizinischen Fachgesellschaften, die an der die Aktualisierung der Leitlinie beteiligt sind. Obwohl auch aus der Befragung der Anwendenden wertvolle Erkenntnisse gewonnen wurden, ist die Reprasentativitat durch den geringen Rucklauf der Fragebogen limitiert.
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