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Jenseits des Wertekonsensus

2002 
Die Lesart von Parsons’ Theorie ist heute dominiert von einem normativistischen Modell sozialer Ordnung, wie es Parsons in der voluntaristischen Handlungstheorie und im Strukturfunktionalismus entwickelt hat: das Modell eines gemeinsamen, moralisch verpflichtenden Systems von Wertorientierungen, einer shared culture. Mit der Konvergenzthese hat Parsons nicht nur das zentrale Problem der sozialen Ordnung definiert und die klassische, normative Losungsstrategie der soziologischen Theorie ausgearbeitet, seine Theorie ist selbst die letzte, dominierende Auspragung der klassischen, normativen Theorie geworden. Als theoretische Leitfigur des sozialwissenschaftlichen Funktionalismus wird Parsons zum primaren Ziel einer in vielerlei Gestalt auftretenden Kritik, die alternativen, nichtnormativen Konzeptionen sozialer Ordnung zur Geltung verhelfen will. Parsons’ Rolle in der soziologischen Theoriediskussion wird damit jedoch vorschnell festgeschrieben, die Errungenschaften von Parsons’ Spatwerk, des Systemfunktionalismus, geraten — bis heute — aus dem Blick: In seiner Theorie der Funktionssysteme und ihrer Ausdifferenzierung legt Parsons selbst einen alternativen, nichtnormativen Losungsentwurf fur das Problem der sozialen Ordnung vor. Zentrales Element dieses Entwurfs ist die Theorie der symbolischen Kommunikationsmedien, die fur die Ausdifferenzierung monofunktionaler Handlungssysteme verantwortlich sind, und hier besonders die Medien Wertbindungen, Einfluss und Affekt. Parsons uberwindet damit das mechanische Ordnungsmodell eines moralisch verpflichtenden Wertekonsensus durch ein ausgefeiltes Konzept integrativer Kommunikation.
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