Erreichbarkeit von Frauenarztpraxen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Vorpommern

2010 
Hintergrund: In Mecklenburg-Vorpommern werden als Folge des demographischen Wandels medizinische Infrastruktureinrichtungen zunehmend raumlich zentralisiert. Dies fuhrt fur Teile der landlichen Bevolkerung zu einer Verschlechterung der Erreichbarkeit. Der OPNV stellt fur viele altere Menschen mit eingeschrankter Mobilitat ein wichtiges Transportmittel dar. Jedoch wird der OPNV in landlichen Raumen grostenteils nur noch als Schulverkehr mit einer demzufolge geringen zeitlichen Taktung eingesetzt. Ziel dieser Studie ist es, am Beispiel der Frauenarztpraxen die Erreichbarkeit von medizinischen Versorgungseinrichtungen mit dem OPNV zu ermitteln. Material und Methoden: Datenbasis sind Adresskoordinaten aller niedergelassenen Gynakologen in Vorpommern, Fahrplane aller in der Studienregion tatigen Verkehrsunternehmen, Koordinaten aller Haltestellen, routingfahige Strasendaten (Fa. Tele Atlas, Gent) sowie Adresskoordinaten der Probandinnen (N=1.670, Alter: 25–88 Jahre) der prospektiven populationsbasierten Study of Health in Pomerania (SHIP-1: 5-Jahres-follow-up, 2001–2006). Mithilfe einer selbst entwickelten Software wird die Reisezeit mit dem OPNV unter Berucksichtigung von Fuswegen vom Wohnort jeder SHIP-Probandin zum nachstgelegenen Frauenarzt berechnet. Ergebnisse: Unter Berucksichtigung einer 12km breiten Zone um die Studienregion wurden 47 Frauenarzte und 2.394 Bus- und Bahnhaltestellen in die Analyse einbezogen. Unter a priori Annahmen (max. Fusweglange: 500m; Hinfahrt: zwischen 7 und 11 Uhr; Ruckfahrt: ab 12 Uhr bis 24 Uhr) benotigten 65,5% der insgesamt 1.670 Probandinnen mit dem OPNV durchschnittlich 26,5 Minuten (SD:14,7; Maximum: 95,5) fur den Hinweg und 49,8 Minuten (SD: 42,7; Maximum: 227,4) (inkl. Wartezeit an Einstiegshaltestelle) fur den Ruckweg. Fur weitere 17,8% der Probandinnen liegt der Arzt in fuslaufiger Erreichbarkeit. Die ubrigen 272 (16,3%) der Probandinnen erreichten die nachstgelegene Frauenarztpraxis weder zu Fus noch mit dem OPNV. Schlussfolgerungen: Die verwendete Methode kann als Instrument fur regionale Planungsverbande, Verkehrsbetriebe und fur die Praxis-Standortplanung sowie zur Entwicklung neuer Versorgungskonzepte eingesetzt werden. Die Studie bildet die Grundlage fur versorgungsepidemiologische Analysen zum Zusammenhang zwischen Erreichbarkeit und Inanspruchnahme arztlicher Leistungen sowie zu Auswirkungen auf gesundheitsbezogene Endpunkte.
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