Psychiatrische und psychosomatische Aspekte in der Herzchirurgie

2020 
Der psychischen Dimension wird auch in der Herzchirurgie immer mehr Beachtung geschenkt – und dies mit gutem Grund. Herzchirurgische Eingriffe sind zu einem grosen Prozentsatz mit einer psychischen Uberforderung der betroffenen Patienten verknupft. Von diesen zeigen ca. 40 % Symptome einer Depression und damit verbunden eine angstlich-depressive bis pessimistische Einstellung (Pignay-Demaria et al. 2003). Diese resultiert einerseits aus der Angst vor der Operation, besonders vor der Brustkorberoffnung, und andererseits auch aus der Angst vor den Folgen des Eingriffs. Dazu kommen zusatzlich noch Sorgen wegen einer moglichen zukunftigen Einschrankung der Lebensqualitat. Sind die psychischen Probleme gravierend, so ist der psychiatrische Konsiliardienst zu Hilfe zu rufen. Die psychosomatischen Aufgaben mussen sich das herzchirurgische Team und das Konsiliarteam teilen. Sowohl vom behandelnden Team, besonders dem Operateur, als auch vom Psychiater wird ein sehr personliches Eingehen auf die individuelle Situation des Patienten gefordert. Es gilt der Grundsatz: „Hole den Patienten ab, wo er steht und fuhre ihn dorthin, wo er stehen soll“. Im Rahmen des Aufklarungsgesprachs ist das Ausmas der psychischen Irritation und der Angstzustande, aber auch eventuelle kognitive Defizite zu erheben. Dies ist besonders bei angstlichen Patienten mit einem erhohten Zeitaufwand verbunden, der einberechnet werden muss. Durch das individuelle Erfassen der Situation des Patienten entstehen ein Vertrauensverhaltnis und eine Klarheit, die sich positiv auf den Stimmungszustand des Patienten auswirken. „Angst essen Seele auf“ ist nicht nur ein schoner Filmtitel von Rainer Werner Fassbinder, sondern beschreibt auch sehr eindrucksvoll die Situation eines Patienten, der nicht ausreichend uber das Ausmas der Erkrankung, die Art der bevorstehenden Operation und die Prognose informiert ist.
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