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Leben und Werk

1990 
Da ihr Judisch-Sein nicht als eigene Nationalitat, d. h. die einer Minderheit, anerkannt war, hatten die Juden Bohmens sich zur tschechischen oder zur deutschen Nation zu bekennen. Obwohl zunachst mehr als die Halfte sich zu den Tschechen gerechnet hatte, bedruckte sie der tschechische Nationalismus, der durchweg und schon allein wegen ihrer jiddischen als »deutsch« verstandenen Sprache sie des Deutschtums bezichtigte, so sehr, das viele die Landflucht in die deutschosterreichisch bestimmten Stadte antraten. Die kleinen judischen Gemeinden in den tschechischen Dorfern hatten namlich als deutsche Sprachinseln Privatschulen unterhalten konnen, in denen ihre Kinder das Judentum in deutscher Sprache vermittelt bekamen. Und diese Schulen, religioses und nationales Band zugleich, musten nun auf Drangen der tschechischen Nationalisten aufgelost werden. Wer seine Kinder weiterhin deutsch erziehen wollte, war gezwungen, nach Prag umzusiedeln. Viele Verwandte der Prager Juden — auch Kafkas und Bergmanns Groseltern — wohnten auf dem Lande und erlebten dort den tschechischen Nationalismus auf intensivere Weise als in dem vom Deutschtum beherrschten Prag.
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