Aktive elektronische Hörimplantate für Mittel- und Innenohrschwerhörige : eine neue Ära der Ohrchirurgie. Teil I: Grundprinzipien und Nomenklaturvorschlag

1997 
Die Versorgung von Schwerhorigen durch konventionelle Horgerate hat grundsatzliche Nachteile: 1. Stigmatisierung des Kranken, 2. der Klang der Horgerate wird aufgrund des beschrankten Frequenzbereichs und unerwunschter Verzerrungen nicht selten als unbefriedigend empfunden, 3. das in der Regel notwendige Ohrpasstuck fuhrt bei zahlreichen Patienten zur Okklusionsgefuhlen, 4. die akustische Ruckkopplung zwischen Lautsprechermikrophon des Horgerats bei hoher Verstarkung, deren Vermeidung bei einigen Horgeraten mit Abschwachung der Verstarkung erkauft wird. Ursache ist die Tatsache, das konventionelle Horgerate uber einen winzigen Lautsprecher Luftschall in den Gehorgang abgeben. Luftschall hat eine ungunstige Impedanz, so das zur Schallubertragung auf das Ohr hohe Ausgangsschalldruckpegel erforderlich sind. Diese, zusammen mit der notwendigen Miniaturisierung der Lautsprecher sowie verbunden mit Resonanzen und Reflektionen im abgeschlossenen Gehorgang, tragen zu den genannten Nachteilen bei. Im Gegensatz dazu geben implantierbare Horgerate kein Schallsignal ab, sondern mikromechanische Vibrationen. Statt des Lautsprechers des konventionellen Horgerats besitzt ein implantierbares Horgerat einen elektromechanischen Wandler. Das Horsignal verlast den Wandler nicht als Schall, sondern als mechanische Schwingung, die unter Umgehung der Luft mikromechanisch in das auditorische System eingekoppelt wird. Das implantierbare Horgerat wird dazu entweder an Trommelfell oder Gehorknochelchen, an die Perilymphe des Innenohrs oder an die Schadelkalotte angekoppelt. Von einem elektronischen Horimplantat kann man erwarten: 1. im Vergleich zum Horgerat bessere Klangwiedergabetreue; 2. kein Ohrpasstuck, freier Gehorgang; 3. keine Ruckkopplung; 4. moglichst auserlich unsichtbar. An elektronische Horimplantate zur Versorgung von Mittelohrschwerhorigkeiten werden grundsatzlich andere Anforderungen gestellt als an Implantate zur Versorgung von Innenohrschwerhorigkeiten. Bei einer Mittelohrschwerhorigkeit mus das Implantat die Impedanztransformation ubernehmen, so das man von einem Impedanztransformationsimplantat (ITI) sprechen kann. Die Anspruche an ein ITI sind in vielfaltiger Hinsicht geringer als die Anspruche an eine elektronische Horhilfe zur Versorgung von Innenohrschwerhorigen. Bei letzteren handelt es sich weit uberwiegend um Patienten mit Ausfall des kochlearen Verstarkers (Cochlea Amplifier: CA). Eine Schadigung des CA ist klinisch erkennbar am positiven Recruitment sowie am Ausfall der otoakustischen Emissionen (OAE). Da diese Patienten die weit uberwiegende Mehrzahl bilden, sollte ein aktives Horimplantat zur Versorgung von Innenohrschwerhorigen die Funktion des CA teilweise ersetzen. Es wird daher vorgeschlagen, von einem CAI (Cochlea-Amplifier-Implantat) zu sprechen. Die hier vorgeschlagenen, funktionellen Bezeichnungen ITI (fur Mittelohrschwerhorige) und CAI (fur Innenohrschwerhorige) erlauben den Nomenklaturanschlus an das CI (Cochlear Implant) fur den vollstandigen Innenohrausfall sowie an das BSI (Brainstem Implant) bei Ausfall des Hornerven
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