Sammelrez: Wie werden Professuren besetzt?

2008 
Wer das Gluck hat, an vielen Berufungskommissionen teilnehmen zu durfen, wird schnell merken, dass sich in den letzten zehn Jahren ein neuer Code herausgebildet hat, sobald es darum geht, Frauen zu einem Vorstellungsgesprach einzuladen oder horribile dictu! sie vielleicht auf eine Berufungsliste zu setzen. Mit der Einfuhrung von Gleichstellungspolitiken, der Institutionalisierung von Gender Mainstreaming und dem Druck auch der Prasidien und Rektorate, die eine positive Gleichstellungsbilanz vorlegen wollen, haben sich die ” Old Boys Networks“ auf neue Sprachregeln verstandigt, die es weiter erlauben, den alten Wein der mannlich dominierten Hochschulen in neuen Schlauchen angeblich groserer Diversitat zu verkaufen. Es reicht aus, im Laufe einer Diskussion den Satz ” die Kollegin X ist sehr selbstbewusst aufgetreten“ fallen zu lassen und jeder Eingeweihte versteht: ” Vorsichtig, die ist zickig“. Reichen derartige orwellschen Sprechakte, die im Ubrigen nicht auf uberprufbaren Fakten beruhen mussen, nicht aus, gibt es immer noch das Mittel der privaten Unterhaltung im kleinen Kreis, um die Frage der ” Passgenauigkeit“ der betreffenden Kollegin zu klaren. Auch wenn es unublich ist, in einer Rezension eine andere Rezension zu zitieren, muss ich an dieser Stelle auf die wichtigen und grundsatzlichen Bemerkungen rekurrieren, die die Innsbrucker Soziologin Kornelia Hauser 2002 veroffentlicht hat, schon alleine deshalb, weil ihre in die Tiefe gehenden Bemerkungen zu feministischen Konstruktivismen in der Hochschulund Karriereforschung hier keinen Raum haben konnen. Kornelia Hauser, Professionsund Hochschulforschung aus geschlechtlicher Perspektive, in: Soziologische Revue 4, 2002, Heft 4, S. 367-379, ( 24.10.2008).
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