Validierung von OCT-Befunden am hinteren Augensegment von Greifvögeln mittels Konfokalmikroskopie

2020 
Die optische Koharenztomographie (OCT) erweist sich in der Humanophthalmologie als unverzichtbares Werkzeug zur Diagnostik von Augenerkrankungen und gilt hier als Goldstandard zur Erkennung von Retinopathien. Der Einsatz der OCT erfahrt in den letzten Jahren auch immer mehr Zuspruch in der Tiermedizin. Gerade bei Vogeln, bei denen das Auge das wichtigste Sinnesorgan darstellt, ist der Einsatz dieser Technik von grosem diagnostischem und experimentellem Interesse. Das Ziel der vorliegenden Studie war die Validierung von OCT-Aufnahmen der Retina in der aviaren Augenheilkunde. Hierfur wurde erstmals eine Punkt-zu- Punkt-Vermessung und -Vergleich der OCT mit der Histologie durchgefuhrt. Dabei gingen 50 Augen von 27 Greifvogeln in die OCT-Untersuchung ein. Bei den Patienten handelte es sich um wildlebende Greifvogel, welche von November 2017 bis Dezember 2018 in eine Vogelklinik eingeliefert worden sind. Die OCT-Aufnahmen wurden mit einem SPECTRALIS® HRA+OCT (Heidelberg Engineering, Heidelberg, Germany) aufgenommen und mit der Software Heidelberg Eye Explorer 1.10.2.0. vermessen. Die Tiere wurden aufgrund infauster Prognose aus tierschutzrechtlichen Grunden anschliesend euthanasiert und die Augen fur eine histologische Untersuchung entnommen. Fur die histologische Untersuchung wurde die Retina immunhistochemisch markiert und mit einem OLYMPUS BX51WI Mikroskop mit einer OLYMPUS BX-DSU (Olympus; Tokio, Japan) konfokalmikroskopisch dokumentiert. Die Aufnahmen wurden mit der Stereo Investigator Software 11.02.01 (MBF Science, Williston, USA) ausgewertet. Sowohl in der OCT als auch in der konfokalmikroskopischen Aufnahme wurden die Tiefe der Foveae vermessen und die Schichtdicken der Internal Limiting Membrane + Nerve Fiber Layer + Ganglion Cell Layer, die Inner Plexiform Layer, die Inner Nuclear Layer + Outer Plexiform Layer + Outer Nuclear Layer + External Limiting Membrane, das Inner Segment der Zapfenschicht sowie die Gesamtdicke der Retina (Internal Limiting Membrane bis Inner Segment). Dabei fungierte die Fovea centralis als Orientierungspunkt in beiden Aufnahmen. Die OCT-Untersuchung fand am wachen Patienten statt, ohne eine Sedierung. In Einzelfallen wurde eine Schmerzmedikation mit Butorphanol (4mg/kg KM) durchgefuhrt. Um die Reproduzierbarkeit der OCT zu bestimmen, wurden zwei Aufnahmen vermessen. Dabei ergab sich fur die OCT eine hervorragende Reproduzierbarkeit (Gesamtdicke der Retina 1,3 %). Fur den Vergleich der OCT mit der Histologie konnten insgesamt 319 Messungen von 30 gesunden Augen von vier verschiedenen Vogelspezies eingehen. Der Vergleich ergab eine geringe Ubereinstimmung beider Methoden. Der Hauptgrund hierfur ist in der grundlegend abweichenden Technik beider Verfahren zu suchen. Die OCT stellt die optischen Eigenschaften zellularer Strukturen dar, wohingegen die Immunhistochemie einzeln markierte Zellen visualisiert. Der Zusammenhang zwischen individuellen zellularen Strukturen und ihren optischen Eigenschaften ist weitestgehend unbekannt und weitere Studien hierzu notwendig. Das Vogelauge weist zudem zahlreiche Besonderheiten im Vergleich zum menschlichen Auge auf. Trotz der geringen Ubereinstimmung der Werte mit der Histologie, stimmten die sichtbaren Veranderungen und Trends in der OCT mit der Histologie uberein. Die OCT ermoglicht eine sichere und verlassliche Methode, um pathologische Abweichungen zu detektieren. In der vorliegenden Studie wurden erstmals Lasionen im zeitlichen Verlauf bei drei Waldkauzen (Strix aluco) und einem Mausebussard (Buteo buteo) dargestellt und der Nutzen der OCT zur Uberwachung und Untersuchung von Retinaalterationen dargestellt. Aufgrund der Ergebnisse ist die optische Koharenztomographie als ein wichtiges diagnostisches Mittel in der aviaren Augenheilkunde anzusehen. Es ermoglicht Abweichungen sicher zu detektieren und diese im zeitlichen Verlauf zu dokumentieren, pathologische Prozesse zu verstehen und Prognosen besser zu evaluieren. Es ist dringend notwendig in zukunftigen Studien weitere pathologische Abweichungen in der OCT zu beschreiben, vor allem im Zusammenhang mit der Bedeutung fur den Visus. Zukunftig sollten weitere Veranderungen mit der Histologie abgeglichen werden, um die zellularen Mechanismen besser zu verstehen und somit auch die Bedeutung fur die Sehkraft. Die Studie liefert hierfur ein Basisprotokoll zur immunhistochemischen Markierung der aviaren Retina bei tag- und nachaktiven Vogeln. In kunftigen Studien sollte die OCT ebenso Einsatz zur Untersuchung von Infektionserkrankungen und ihre okularen Manifestationen im zeitlichen Verlauf (z.B. West-Nile-Virus oder Bornavirus) finden und konnte ebenso bei der Fragestellung eines lichtinduziertes Glaukoms Anwendung finden.
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