Etablierung von Zielarten des Cirsio tuberosi-Molinietum nach Bodenabtrag im Bereich von entwässerten Altneckar-Schlingen (Hessen)

2011 
In durch Entwasserung stark veranderten Altneckar-Schlingen des Hessischen Riedes im Landkreis Darmstadt-Dieburg (teilweise ehemalige Niedermoore mit inzwischen mineralisierten Torfen) wurde gepruft, ob sich bei den jetzt trockeneren Standortbedingungen Zielarten des Cirsio tuberosi-Molinietum im Rahmen von Restitutionsmasnahmen etablieren lassen. Als Leitbildflache diente das Naturschutzgebiet „Monchbruch“ (sudlich von Frankfurt am Main) mit grosflachigen Bestanden u. a. des Cirsio-Molinietum. Im Rahmen dieser Pilotstudie untersuchten wir die Keimung, Etablierung und Vitalitat von vier Zielarten (Carex tomentosa, Cirsium tuberosum, Galium wirtgenii und Linum catharticum) uber den Zeitraum von 2006 bis 2009. Es wurde ein Gradient mit Bodenabtragstiefen zwischen 25 cm und 100 cm angelegt, auf dem Diasporen der genannten Arten ausgebracht werden konnten, um die optimale Abschiebetiefe zu ermitteln. Neben der Entwicklung der Einzelarten untersuchten wir auch die floristische Struktur der spontan aufgetretenen Vegetation sowie den Aufbau der Diasporenbank. Weitere Untersuchungen bei 10 cm Abtragstiefe fanden auf einer anderen Flache statt. Die Keimung und Etablierung der eingebrachten Zielarten auf den Teilflachen verlief bei fast allen Untersuchungsansatzen gunstig. Wahrend bei 10 cm Abtragstiefe nicht alle Zielarten erfolgreich keimen bzw. sich etablieren konnten, ermoglichten tiefere Bodenabtragungen die Etablierung aller gepruften Zielarten. Zu trockene Bedingungen fuhrten zum Ausbleiben der Keimung bei Carex tomentosa, wahrend zu nasse Bedingungen mit sehr langen Uberstauungsereignissen besonders von Galium wirtgenii und Linum catharticum nicht toleriert wurden. Cirsium tuberosum nahm eine intermediare Stellung ein. Die hochste Etablierungsrate und Vitalitat aller Zielarten wurde bei 25 bzw. 40 cm Abtragstiefe erreicht. Es konnte im Laufe der vier Untersuchungsjahre eine flachenhafte Ausbreitung der Zielarten sowie der Beginn des Aufbaus einer Diasporenbank nachverfolgt werden. Da inzwischen viele der Altneckar-Schlingen beweidet werden (z. T. in einem Mah-/Weideregime), wurde auch gepruft, ob eine Ansiedlung nach endozoochorer Ausbreitung durch Schafe moglich ist. Von den drei untersuchten Arten kam mit Sicherheit nur Galium wirtgenii zur Keimung, Carex tomentosa keimte nicht, und bei Linum catharticum konnte eine sekundare Inokulation nicht ausgeschlossen werden. Zumindest fur Galium wirtgenii konnen Schafe als Vektoren dienen und eine Austauschdynamik von Diasporen gewahrleisten. Weitere Untersuchungen sollen die Moglichkeit einer Etablierung des Cirsio-Molinietum auf der Ebene der „Community“ nach Mahdgut-Transfer klaren.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    53
    References
    2
    Citations
    NaN
    KQI
    []