Fieberkrämpfe – Diagnostik und Behandlung
2021
Obwohl nicht unmittelbar den Epilepsien zuzuordnen, gehoren Fieberkrampfe (FK) zu den haufigsten Anfallserkrankungen des Kindesalters (Lebenszeitpravalenz: 2–5 %). Entsprechend Definitionsvorschlag der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) sind FK epileptische Anfalle, die im Rahmen fieberhafter Infekte (Temperatur > 38 °C) bei neurologisch gesunden Kindern zwischen 6 und 60 Monaten auftreten. Drei Subkategorien sind beschrieben: einfacher FK (70–90 % aller FK), komplizierter FK (10–35 % aller FK) und febriler Status epilepticus (FSE). Die Pathophysiologie von FK ist unklar, aktuell wird eine multifaktorielle – (poly)genetische und durch Umweltfaktoren bedingte – Genese favorisiert. Die Langzeitprognose ist gunstig (Spontanremission in 95 %). Rezente Studien berichten jedoch uber gehauft auftretende neuropsychiatrische Storungen. Das Risiko, nach FK eine Epilepsie zu entwickeln, variiert je nach FK-Typ, ist aber generell nicht wesentlich hoher als jenes in der Allgemeinbevolkerung. Folgende, mit FK assoziierte Syndrome weisen ein erhohtes Risiko fur eine nachfolgende Epilepsie bzw. irreversible neurologische Folgeschaden auf: die fieberinduzierte refraktare epileptische Enzephalopathie von Schulkindern (FIRES), das Hemikonvulsions-Hemiplegie-Epilepsie(HHE)-Syndrom und die genetische/generalisierte Epilepsie mit Fieberkrampfen plus (GEFS+). Die kausale Rolle komplizierter FK oder FSE fur nachfolgende Ammonshornsklerose (AHS) und pharmakoresistente mesiale Temporallappenepilepsie (mTLE) ist aktuellen experimentellen und klinischen Daten zufolge nicht bewiesen, eine primare Vorschadigung des Hippocampus als wahrscheinlicher anzunehmen. Das folgende Update beinhaltet – basierend auf aktueller Evidenz – Empfehlungen fur (Differenzial‑)Diagnostik und Management von FK.
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