Indikation zu psychotherapeutischen Interventionen bei somatisch Kranken

Eine Einschatzung des Bedarfs an psychotherapeutischen Interventionen bei somatisch Kranken im Allgemeinkrankenhaus ist bislang aufgrund eines unbestrittenen Mangels an empirischen Befunden kaum in befriedigender Weise moglich. Studien zur Pravalenz psychischer Storungen bei Allgemeinkrankenhauspatienten, die eine vorlaufige Naherung erlauben, liegen in Grosbritannien und den USA in groserem Umfang vor (Ubersichten: Fulop und Strain 1992, Mayou und Hawton 1986), in der Bundesrepublik jedoch nur vereinzelt (Arolt et al. 1995a, Cooper und Bickel 1987, Kunsebeck et al. 1984, Stuhr und Haag 1989). Etwa 30–50 % der Allgemeinkrankenhauspatienten leiden an psychischen Storungen, wovon etwa jeweils ein Viertel auf depressive Storungen, Alkoholismus, organische Psychosyndrome und andere Storungen entfallt. Eine Bedarfsschatzung hinsichtlich psychotherapeutischer Leistungen ist jedoch allenfalls mittelbar an diagnostische Kategorien gekoppelt und allein auf dieser Grundlage entsprechend ungenau (Schepank 1990), da sie auf der Indikationsstellung im individuellen Fall basiert. Als einzige in Deutschland dieser Thematik gewidmete Studie ist den Autoren die Arbeit von Stuhr und Haag (1989) bekannt, die jedoch hinsichtlich Untersuchungszielen und Methoden ganz auf „psychosomatisch erkrankte“ Patienten abgestimmt ist. Der auch im internationalen Rahmen deutliche Mangel an Studien erscheint umso prekarer, als das letztlich nur auf empirisch gesicherter Grundlage ein tatsachlich erforderlicher Leistungsumfang eingeschatzt und dessen Umsetzung durch Versorgungsdienste geplant werden kann. Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Bedarf an psychotherapeutischen Leistungen bei Allgemeinkrankenhauspatienten sowohl fur den Zeitraum wahrend der Krankenhausbehandlung als auch fur den Zeitraum nach der Entlassung einschatzbar zu machen.