Zugzeiten und Zugmuster im Herbst: Einfluß des Treibhauseffekts auf den Vogelzug?

1992 
In 21 Jahren unter standardisierten Bedingungen erarbeites Beobachtungsmaterial zum sichtbaren Tagzug von 46 Vogelarten wurde in drei Zeitabschnitte 1970–76, 1977–83, 1984–90 untergliedert. 1970–1983 hat sich der klimagebundene Herbstanfang in Norddeutschland um 5, in Suddeutschland um 6 Tage verspatet. 68 % der kurzstreckenziehenden Passeres (19 Arten) ziehen heute wenige, andere bis zu 10 Tage spater als vor 14 Jahren, bei 14 Arten verlauft diese Anderung kontinuierlich. Nur 18 % (5 Arten) ziehen fruher. Andere als klimatische Grunde fur eine Verspatung des Zuges sind derzeit nicht erkennbar. Fur eine verspatet eintretende Zugdisposition, ausgelost durch Nahrungsmangel oder Pestizide, gibt es derzeit keine Belege. Die Mehrzahl der kurzstreckenziehenden Passeres past sich damit dem durch Klimaerwarmung bedingten spateren Herbsteintritt an. Bei kurzstreckenziehenden Non-Passeres ist das Verhaltnis ausgeglichener (5 Verspatungen, 4 Vorverlegungen). Bei den Langstreckenziehern stehen den vier Vorverlegungen drei Verspatungen gegenuber. Kurzstreckenzieher konnen aus dem langeren Verbleib im mitteleuropaischen Brutgebiet evolutive Vorteile erwarten. Vorverlegungen des Medianwertes konnen mit der Klimaerwarmung erklart werden. Vorher spat ziehende Populationsanteile konnen zu Standvogeln werden, der Medianwert der Art verfruht sich. Langstreckenzieher konnen dagegen aus langerem Verbleib im Brutgebiet nur ausnahmsweise profitieren. Die Ankunft zeitgleich mit den kurzen Monsunregen am Sudrand der Sahara hat wahrscheinliche eine hohere selektive und damit evolutionswirksamere Bedeutung. Klimabedingte Abweichungen davon, konnten fur die Arten katastrophale Folgen haben, wie sie beim BrachpieperAnthus campestris vermutet werden.
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