Der Klimawandel ist kein in ferner Zukunft stattfindendes Ereignis. Er hat uns und unsere Wälder schon seit geraumer Zeit im Griff. Wo und wie uns der Klimawandel begegnet, erfahren Sie auf einer Exkursionsreise zu forstlichen Randexistenzen auf sechs Stationen. Ausgehend von Mittelfranken führt uns die Reise von Europa bis nach Australien.

2007 
Randexistenzen unter den Waldern, die den Klimawandel bereits in der Gegenwart erfahren. Wir beginnen unsere Reise im heimischen Mittelfranken am Rande des Anbaugebiets der Fichte. Dann suchen wir Sudskandinavien auf, um die Wanderung der Stechpalme nach Norden zu beobachten. Wir schwenken nach Nordspanien, wo die Rotbuche ihren sudwestlichsten Vorposten mehr schlecht als recht verteidigt. Weiter geht es in die Schweiz: Im Wallis zieht sich die Waldkiefer an ihrer Warme- und Trockengrenze langsam zuruck und wird von der submediterranen Flaumeiche abgelost. Im Tessin profitieren die Hanfpalme und andere immergrune Laubgeholze von den milden Wintern und verwildern aus den Garten heraus in die umliegenden Walder. Zum Schluss wechseln wir noch die Hemisphare und begeben uns nach Australien, um uns mit den Tucken der klimatischen Spezialisierung von Baumarten vertraut zu machen. Es ist eine Fahrt ohne Reisekosten, denn die Beobachtungen wurden von Spezialisten vor Ort gemacht und fur uns in der Fachliteratur aufnotiert (s. Literaturverzeichnis). Wenn vom Klimawandel und seinen Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens geredet wird, dann entsteht haufig der Eindruck, als wurde es sich um ein Ereignis der ferneren Zukunft handeln. Die Sorge darum scheint dann nicht so dringlich, die Angelegenheiten des Tagesgeschafts gehen vor. Im forstlichen Bereich kann diese Sorglosigkeit schnell zu fatalen Folgen fuhren, sind doch Walder hochgradig vom Klima abhangige Okosysteme. Bei einer scheinbar optimistischen und das Problem vertagenden Haltung ubersieht man die Tatsache, dass wir bereits mitten im Wandel stecken. Ein erstes halbes Grad globaler Erwarmung haben wir schon uberschritten. Um die Auswirkungen dieses bereits abgelaufenen Klimawandels in den Waldern zu entdecken, muss man sich allerdings auf die Reise machen und etwas naher hinschauen. Dann erkennt man die Zeichen der Zeit bereits jetzt. Klimawandel ist keine Zukunfts-, sondern eine Gegenwartsfrage. Randexistenzen Will man den Klimawandel im Wald beobachten, muss man an die Rander der Verbreitung der Baumarten gehen. Jede Baumart besitzt einen klimatischen Bereich, in dessen Zentrum sie optimal gedeiht. An den Randern geht die Vitalitat zuruck, bis schlieslich uberhaupt kein Vorkommen mehr moglich ist. Die Okologen bezeichnen diesen Bereich auch als »okologische Nische«. Die Grafik zeigt z. B. die von Jahrestemperatur und Jahresniederschlagen gebildete Nische (oder auch »Klimahulle«) der Rotbuche. Es leuchtet unmittelbar ein, dass die mit einer Temperaturerhohung und Abnahme der Niederschlage einhergehenden Auswirkungen des Klimawandels zuerst am ausersten linken und oberen Rand des Verbreitungsbereichs zu entdecken sind. Die jetzt schon »marginalisierten« Randexistenzen am Warme- und Trockenrand der Verbreitung verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit. Bei den saturierten »Mittelstandlern« im Zentrum des Verbreitungsbereichs werden wir zunachst keine so grosen Reaktionen auf den Klimawandel beobachten konnen. Am entgegengesetzten kuhl-feuchten Rand ist alle Sorge uberflussig. Hier konnen wir im Gegenteil positive Auswirkungen des Klimawandels erwarten, weil bei dem bisher herrschenden Warmemangel jedes Grad Warme dankbar in Wachstum umgewandelt wird. Begeben wir uns also auf unsere Reise zu den
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