Einbeziehung von Bezugspersonen im Rahmen eines psychiatrisch-stationären Behandlungsverlaufes: Eine repräsentative Befragung von Patienten, Bezugspersonen und den behandelnden Psychiatern

2021 
Ziele Die Einbeziehung von Angehorigen in die stationar-psychiatrische Behandlung wurde kaum durch reprasentative Studien untersucht. Ziel dieser Studie war es daher, die Einbeziehung von Angehorigen in die stationar-psychiatrische Routineversorgung anhand einer reprasentativen Stichprobe unter Beteiligung aller 3 Parteien (Patienten, Psychiater und Angehorige) zu untersuchen. Mit Hilfe von personlich durchgefuhrten Interviews, bestehend aus geschlossenen und offenen Fragen, wollten wir ein tieferes Verstandnis dafur gewinnen, wann Angehorige in die Behandlung einbezogen werden und welche Themen hauptsachlich zur Sprache kommen. Methoden In diese Querschnittsstudie wurden Patienten von 55 akut-psychiatrischen Stationen aus 10 psychiatrischen Kliniken, die behandelnden Psychiater und, wenn moglich, die zugehorigen Angehorigen einbezogen. Jeder Psychiater nannte zunachst 2–3 Patienten, die kurz vor der Entlassung standen, diese Patienten wurden um Studienteilnahme gebeten. Nachdem ein Patient in die Studienteilnahme eingewilligt hatte, wurde ein personliches Interview durch einen Forscher durchgefuhrt. Zusatzlich wurde der behandelnde Psychiater und, wenn moglich, ein vom Patienten benannter Angehoriger befragt. Insgesamt konnten 247 Patienten und 247 Psychiater sowie 94 Angehorige in unsere Studie eingeschlossen werden. Ergebnisse Laut Patienten und Psychiater fand ein Kontakt zwischen Angehorigen und Psychiatern nur in einem Drittel der Falle statt. Pradiktoren fur den Arzt-Angehorigen-Kontakt waren die Diagnose des Patienten, die Anzahl der vorherigen stationar-psychiatrischen Aufenthalte und das behandelnde Krankenhaus. Nach Angaben der Psychiater wurden mit den Angehorigen am haufigsten therapeutische Fragestellungen besprochen sowie organisatorische und sozialpsychiatrische Themen geklart. Patienten und Angehorige gaben dagegen an, dass die psychiatrische Behandlung und die diagnostische Einordnung der psychischen Erkrankung die haufigsten Gesprachsthemen waren. Die subjektive Wahrnehmung, dass die Einbeziehung eines Angehorigen in die Behandlung nicht notwendig ist, war der in allen Gruppen am haufigsten genannte Grund fur eine ausbleibende Einbeziehung. Schlussfolgerung Ob ein Kontakt zwischen Angehorigen und Psychiatern stattfindet hangt stark vom zustandigen Krankenhaus ab. Daher konnte die Einbeziehung von Angehorigen in die stationar-psychiatrische Behandlung dadurch verbessert werden, dass bestehende Strukturen und Ablaufe im Krankenhaus verandert werden. Auch ob Angehorige wahrend eines stationaren Aufenthaltes kontaktiert und einbezogen wurden, hing stark von der jeweiligen Klinik ab. Alle Parteien (Patienten, Angehorige und Psychiater) gaben zudem am haufigsten an, dass Angehorige nicht in die Behandlung einbezogen wurden, da dies unnotig sei. Dies steht im klaren Gegensatz zur existierenden Evidenz, welche zeigt, dass eine Angehorigeneinbeziehung einen positiven Einfluss auf den Behandlungsverlauf und das Wohlbefinden der Angehorigen selbst hat. Es ist daher notwendig, Wissen uber die positiven Effekte der Angehorigeneinbeziehung zu vermitteln.
Keywords:
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    24
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []