Evaluation der Prozeß- und Ergebnisqualität der Atemkontrolle

1999 
Hintergrund: Beim Auffinden eines leblosen Notfallpatienten wird nach internationalen Richtlinien der American Heart Association (AHA) und des European Resuscitation Council (ERC) die rasche Uberprufung der Vitalfunktionen als erste Masnahme zur schnellen Diagnosestellung empfohlen. Diese setzt sich zusammen aus Uberprufung des Bewustseins, der Atemwege und Atemfunktion sowie der Kreislauffunktion. In den Richtlinien der AHA werden bei bewustlosen nicht atmenden Patienten auserdem 2 Atemspenden vor Prufung der Kreislauffunktion mittels Karotispulskontrolle empfohlen. In den letzten Jahren durchgefuhrte Studien zur Prozes- und Ergebnisqualitat der Karotispulskontrolle zeigten, das diese oft nur unzureichend und meist nicht in der empfohlenen Zeit bewaltigt werden kann. Zur Prozes- und Ergebnisqualitat der Atemkontrolle gab es bisher keine wissenschaftlichen Untersuchungen, Richtlinien entstanden durch empirische Erfahrungswerte. Ziel der Studie: Ziel der vorliegenden Studie war deshalb die Evaluation der Prozes- und Ergebnisqualitat der Atemkontrolle bei medizinischen Laien, Rettungsdienstpersonal, Medizinstudenten und Arzten. Jeder Teilnehmer wurde aufgefordert, in 2 separaten Testdurchlaufen unabhangig voneinander die Atemkontrolle an einer leblosen Person und an einer speziell zur Simulation der Atemtatigkeit modifizierten Mega-Code-Puppe durchzufuhren und in moglichst kurzer Zeit die Diagnose „Spontanatmung” bzw. „Atemstillstand” zu stellen. Material und Methode: Unter standardisierten Versuchsbedingungen wurden die Testreihenfolge und der Atemstatus randomisiert, die Richtigkeit der Diagnose, die Vorgehensweise bei der Diagnosestellung und die dafur benotigte Zeit dokumentiert. Ergebnisse: 261 Teilnehmer wurden in 522 Durchlaufen getestet. Nur 81,0% der abgegebenen Diagnosen waren korrekt. Zur Diagnosestellung wurden im Median 12 s benotigt mit nur geringgradigen Unterschieden zwischen den einzelnen Gruppen. Das Rettungsdienstpersonal erzielte mit 89,7% die besten Ergebnisse, gefolgt von den Arzten mit 84,5% und den Medizinstudenten mit 78,4%. Medizinische Laien stellten in nur 71,5% der Falle die richtige Diagnose. Nur etwa die Halfte der Teilnehmer verwendete die offiziell empfohlene Technik zur Atemkontrolle. Schlusfolgerung: 1.*Die Qualitat der Atemkontrolle ist bei allen untersuchten Gruppen als unzureichend anzusehen. Selbst Rettungsdienstpersonal stellte bei jedem 10. Patienten die falsche Diagnose. Ahnlich wie fur die Pulskontrolle bereits gezeigt werden konnte, wird auch fur die Atemkontrolle deutlich mehr Zeit benotigt als in den internationalen Richtlinien empfohlen. 2.*Das Training in kardiopulmonaler Reanimation sollte sich verstarkt auch auf die verbesserte Ausbildung der Atemkontrolle konzentrieren, um validere Aussagen uber die Atemfunktion eines Notfallpatienten machen zu konnen. 3.*Der Stellenwert der Atemkontrolle sollte insbesondere bei medizinischen Laien zugunsten der Diagnosestellung durch automatische externe Defibrillatoren (AED) bei Herz-Kreislauf-Stillstand neu uberdacht werden.
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