Erhalt der Fischbiodiversität in großen aquatischen Systemen mit Hilfe von wissenschaftlichen Methoden - Herausforderungen und Möglichkeiten für den angewandten Artenschutz:

2021 
Zusammenfassung Die aquatische Biodiversitat ist weltweit durch eine Vielzahl von Einflussen bedroht und im Niedergang begriffen. Vor allem anthropogene Eingriffe, invasive Arten und die Folgen des Klimawandels fuhren zu einer Gefahrdung von ehemals weit verbreiteten Arten. Durch die sich standig andernden Umwelteinflusse ist vor allem der Schutz der lokalen genetischen Diversitat essentiell. Die Fortschritte in der Wissenschaft in den letzten Jahren ermoglichen es heute, die genetische Diversitat auch in groserem Umfang zu untersuchen. Mit Hilfe von Mikrosatelliten-Markern und etablierten morphometrischen Untersuchungen wurden in der vorliegenden Studie anhand von drei Fallbeispielen die Moglichkeiten und Herausforderungen fur den angewandten Artenschutz aufgezeigt. Der Stromer (Telestes souffia) bildete das Idealbild einer morphometrischen und genetischen Untersuchung ab. Es konnten klare Gruppen innerhalb der betrachteten Einzugsgebiete identifiziert werden, welche die Ableitung von wirksamen genetischen Managementeinheiten und die Entwicklung konkreter Schutzkonzepte ermoglicht. Das Beispiel Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) hingegen verdeutlicht die Probleme, die bei der Untersuchung von kleinen und genetisch wenig diversen Populationen auftreten konnen. Zudem konnten die morphometrischen Analysen darstellen, dass Geschlechtsdimorphismus und abiotische Faktoren einen entscheidenden Einfluss auf den Phanotyp haben konnen. Die Ergebnisse fur das Bachneunauge (Lampetra planeri) wiederum gaben ein Beispiel, indem die gewahlte Methode nicht die gewunschten Resultate lieferte und die Analysen vertieft oder ein anderer genetischer Marker genutzt werden muss. Generell konnten im Rahmen der Untersuchungen wertvolle Erkenntnisse zur genetischen und morphometrischen Vielfalt bedrohter baden-wurttembergischer Fische und Neunaugen gewonnen werden. Fazit Genetische Analysen gehoren seit Jahrzehnten zum Repertoire der Fischereiforschung. Auch fur den modernen angewandten Artenschutz wird die Untersuchung der genetischen Diversitat immer mehr zu einem essentiellen Bestandteil. Mikrosatelliten als Marker bilden einen guten Kompromiss aus Wirtschaftlichkeit und Erkenntnisgewinn und bieten eine Reihe von verlasslichen Indizes zur Bestimmung der genetischen Diversitat. Zusammen mit morphometrischen Untersuchungen sind sie bestens geeignet, um konkrete genetische Managementeinheiten zu definieren und zukunftige Schutzmasnahmen zu unterstutzen. Fur die meisten aquatischen Arten sind bereits passende Mikrosatelliten-Marker etabliert. Bei gros angelegten Schutzprojekten sollten jedoch Vorstudien klaren, ob die ausgewahlten Marker fur die Zielarten geeignet sind. In bestimmten Fallen ist nichtsdestotrotz immer noch das Fachwissen von Experten notig, da eine Vielzahl von Faktoren die genetische Diversitat beeinflussen kann.
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