Quantifizierung des Mehrwerts der Berücksichtigung von Topologiemaßnahmen im Übertragungsnetzbetrieb

Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Stromerzeugung, insbesondere der starke Anstieg der Erzeugung auf Basis Erneuerbarer Energien, fuhren zu einer Zunahme der potentiellen Gefahrdungen betrieblicher Grenzen im Ubertragungsnetz. Zur Beherrschung kritischer Netzzustande bieten Schalthandlungen im Ubertragungsnetzbetrieb eine gleichermasen gunstige wie wirkungsvolle Masnahme. Sie stehen jedoch in direkter Wechselwirkung mit anderen Masnahmen wie der Anpassung von Kraftwerksfahrplanen durch Redispatch. Zur Bewertung dieser Wechselwirkung ist eine Simulation sowohl der Schalthandlungen als auch der anderen verfugbaren, netzwie marktbezogenen, Handlungsoptionen erforderlich. Daher wird in diesem Beitrag ein Verfahren zur Simulation des Netzbetriebs mit einem heuristischen Verfahren zur Identifikation potentiell hilfreicher Schaltmasnahmen kombiniert. Zur Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen topologischenund alternativen Masnahmen wird eine exemplarische Simulation basierend auf Szenarien fur das Jahr 2020 mit dem Betrachtungsbereich Deutschland durchgefuhrt. Fur jeden Netznutzungsfall wird dabei sowohl der Redispatcheinsatz ohne Topologieanpassungen, als auch der Redispatcheinsatz unter Berucksichtigung von vorteilhaften Schalthandlungen ermittelt. Die Ergebnisse zeigen einen immensen Einfluss der Schaltmasnahmen auf den ermittelten Redispatchbedarf. In den durchgefuhrten Simulationen kann die Anzahl der Netznutzungsfalle mit Redispatchbedarf bereits durch wenige Schaltmasnahmen je Netznutzungsfall deutlich reduziert werden. Daruber hinaus zeigt sich, dass ein Grosteil der Schalthandlungen an nur wenigen Schaltanlagen im Netz stattfindet. Fur die Simulation von Schaltmasnahmen im Ubertragungsnetzbetrieb folgt daraus, dass bereits durch die Berucksichtigung einer geringen Anzahl an Schaltmasnahmen ein Grosteil des Potentials zur Reduktion des Redispatchbedarfs gehoben werden kann.