Verhalten im Fokus: Wie eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive Politikmaßnahmen in der Entwicklungszusammenarbeit verbessern kann

2020 
Fur die Gestaltung und Umsetzung von Politikmasnahmen ist es wichtig zu verstehen, was menschliches Verhalten bestimmt. Nur wenn die jeweilige Zielgruppe ein positives Verhalten gegenuber der Masnahme einnimmt, kann dieses auch erfolgreich umgesetzt werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen keine rationalen Akteure sind und es oft nicht ausreicht, ihnen finanzielle oder materielle Anreize zu geben, um langfristige Verhaltensanderungen zu fordern. Dies gilt auch fur Programme in der Entwicklungszusammenarbeit. Aus diesem Grund ist die Berucksichtigung menschlichen Verhaltens, einschlieslich des lokalen Kontextes des Individuums, in den Mittelpunkt bei der Gestaltung und Umsetzung von Masnahmen in der Entwicklungszusammenarbeit geruckt. Die Weltbank hat diesen Punkt mit ihrem Weltentwicklungsbericht 2015 "Menschliches Verhalten und Entwicklung" nachdrucklich hervorgehoben und damit die Relevanz der Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung fur die Entwicklungszusammenarbeit betont. Auch wenn Akteure in der Entwicklungszusammenarbeit bei der Programmgestaltung und -implementierung Verhaltensaspekte bereits intuitiv berucksichtigen mogen, kann eine systematische Berucksichtigung die Programmeffektivitat ohne groseren finanziellen Aufwand erhohen. Aus diesem Grund stellen wir mit der Theory of Planned Behavior (TPB) (Ajzen, 1991) einen Ansatz vor, der Praktiker*innen und Forschern helfen kann, wichtige verhaltensrelevante Faktoren bei der Gestaltung und Umsetzung von Entwicklungsprogrammen zu berucksichtigen. Die TPB identifiziert drei entscheidende Faktoren menschlichen Verhaltens: die Einstellung des Einzelnen zur Intervention (beeinflusst durch Vorkenntnisse, Informationen oder Lernen), subjektive Normen (beeinflusst durch wichtige Personen, wie Familienmitglieder oder Vorgesetzte) und die wahrgenommene Verhaltenskontrolle (beeinflusst durch die subjektive Bewertung von hemmenden und fordernden Faktoren). Die Theorie sollte fruhzeitig bei der Programmgestaltung genutzt werden, um im jeweiligen Kontext verhaltensrelevante Faktoren strukturiert zu berucksichtigen. Oft kann mithilfe der TPB Faktoren mit geringem finanziellen Aufwand in Entwicklungsmasnahmen integriert werden. Einfache Leitfragen (siehe Kasten 1) konnen helfen, die Theorie bei der Programmgestaltung zu berucksichtigen. Ein iterativer und integrativer Prozess, insbesondere im Austausch mit der Zielgruppe und anderen beteiligten Interessensgruppen, steigert den Erfolg.
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