Geschlechtsspezifische Aspekte bei Prädiabetes und Diabetes mellitus – klinische Empfehlungen (Update 2019)

2019 
Metabolische Erkrankungen beeinflussen das Leben von Mannern und Frauen in den verschiedenen Lebensabschnitten in unterschiedlicher und vielfaltiger Weise und stellen eine grose Herausforderung fur das Gesundheitssystem dar. Die behandelnden Arztinnen und Arzte sind mit den unterschiedlichen Bedurfnissen von Mannern und Frauen im klinischen Alltag konfrontiert. Geschlechtsspezifische Unterschiede beeinflussen Screening, Diagnose und Behandlungsstrategien sowie die Entwicklung von Komplikationen und die Mortalitatsraten. Veranderungen im Glukose- und Lipidstoffwechsel, die Regulation von Energiehaushalt und Korperfettverteilung sowie damit assoziierte kardiovaskulare Erkrankungen werden stark von Steroid- und Sexualhormonen beeinflusst. Zusatzlich spielen Erziehung, Einkommen und psychosoziale Faktoren eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Adipositas und Diabetes und mussen bei geschlechtsspezifischer Betrachtung mitberucksichtigt werden. Manner weisen im jungeren Alter und bei niedrigerem BMI ein hoheres Risiko fur Typ-2-Diabetes auf als Frauen, die wiederum von einem starken Anstieg im Risiko fur Diabetes-assoziierte kardiovaskulare Erkrankungen nach der Menopause betroffen sind. Frauen durften durch Diabetes auch etwas mehr Lebensjahre verlieren als Manner, wobei die hohere Mortalitat hauptsachlich auf vaskulare Komplikationen zuruckgefuhrt werden kann. Bei Mannern mit Diabetes scheint dafur der Mortalitatsanstieg durch Krebs gewichtiger als bei Frauen zu sein. Bei Frauen sind Pradiabetes und Diabetes meist mit mehr vaskularen Risikofaktoren assoziiert wie erhohte Inflammationsparameter, prothrombotische Veranderungen und hoherem Blutdruck. Sie weisen deshalb ein relativ hoheres vaskulares Risiko auf. Frauen sind ofter stark ubergewichtig und weniger korperlich aktiv, obwohl sie sogar noch mehr als Manner von einem hoheren Bewegungsausmas in ihrer Gesundheit und Lebenserwartung profitieren durften. In Gewichtsreduktionsprogrammen verlieren Manner haufig mehr Gewicht als Frauen. Frauen und Mannern profitieren gleich gut von Praventionsprogrammen mit etwa 40 % Risikoreduktion fur Typ-2-Diabetes nach 3 Jahren. Langzeitdaten konnten bisher eine Reduktion der allgemeinen und kardiovaskularen Mortalitat nur bei Frauen zeigen. Frauen weisen ofter eine gestorte Glukosetoleranz, Manner hingegen erhohte Nuchternblutzuckerspiegel auf. Eine Anamnese eines Gestationsdiabetes oder PCOS sowie hohere Androgenspiegel stellen bei Frauen, das Vorhandensein einer erektilen Dysfunktion oder erniedrigter Testosteronspiegel bei Mannern, wichtige geschlechtsspezifische Diabetesrisikofaktoren dar. Viele Studien zeigen des Weiteren, dass Frauen in der Therapie weniger oft die Zielwerte fur HbA1c, LDL-Cholesterin oder Blutdruck erreichen, wobei die Ursachen unklar sind. Generell sollen in der medikamentosen Behandlung geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wirkung, Pharmakokinetik und in den Nebenwirkungen mehr Beachtung finden.
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