Corona-Krise = Krise der Angehörigen-Pflege? Zur veränderten Situation und den Gesundheitsrisiken der informell Unterstützungs- und Pflegeleistenden in Zeiten der Pandemie

2021 
Im Juni und Juli 2020 wurde im Rahmen des Deutschen Alterssurveys (DEAS) eine Kurzbefragung zu den Auswirkungen der Corona-Krise durchgefuhrt. Im Mittelpunkt der Befragung standen Veranderungen in verschiedenen Lebensbereichen, die wahrend der Pandemie bei Menschen in der zweiten Lebenshalfte aufgetreten sind. Die Quote der informell geleisteten Unterstutzung und Pflege steigt. Im Jahr 2017 haben 16 Prozent aller 46- bis 90- Jahrigen fur andere Personen gesundheitsbedingte Unterstutzung oder Pflege erbracht. Wahrend der ersten Welle der Corona-Pandemie sind es 19 Prozent. Dieser Anstieg geht vor allem auf die Frauen zuruck, deren Unterstutzungsquote von 18 Prozent auf 22 Prozent gestiegen ist. Die Unterstutzung und Pflege innerhalb der Nachbarschaft nimmt deutlich zu. Der Anteil der Unterstutzungs- und Pflegeleistenden, die sich an der Versorgung von Nachbar*innen beteiligen, ist von 7 Prozent (2017) auf 17 Prozent (2020) angestiegen. Aber auch fur Freund*innen zeigt sich ein Zuwachs von 7 Prozent (2017) auf 11 Prozent (2020). (Schwieger-)Eltern sind auch 2020 die groste Empfanger*innengruppe von Unterstutzung und Pflege (55 Prozent). Lediglich die Partner*innenunterstutzung und -pflege ist leicht zuruckgegangen. Unterstutzungs- und Pflegeleistende schatzen ihre Gesundheit weniger gut ein als vor der Corona-Krise. Unter den Unterstutzungs- und Pflegeleistenden ist der Anteil derer, die ihre Gesundheit als gut oder sehr gut bewerten, von 59 Prozent auf 56 Prozent zuruckgegangen. Demgegenuber schatzen Personen ohne Unterstutzungs- oder Pflegeverpflichtung ihre Gesundheit wahrend der Corona-Krise besser ein als zuvor. Bei Unterstutzungs- und Pflegeleistenden zeigt sich eine deutliche Verschlechterung ihrer psychosozialen Gesundheit gegenuber vor der Corona-Krise. Der Anteil der Unterstutzungs- und Pflegeleistenden mit depressiven Symptomen hat zwischen 2017 (6 Prozent) und 2020 (15 Prozent) zugenommen. Das Gleiche gilt fur den Anteil derer, die sich einsam fuhlen: 2017 waren 8 Prozent einsam und 2020 sind es 13 Prozent. Dabei sind Frauen von diesen Negativ-Trends starker betroffen als Manner. Unterstutzungs- und Pflegeleistende berichten von fehlender informeller und professioneller Hilfe. Ein Viertel der Personen, die wahrend der ersten Corona-Welle andere unterstutzen oder pflegen, haben sich hierbei mehr Hilfe und Entlastung gewunscht, vor allem aus der Familie.
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