Feuerverzinken als dauerhafter Korrosionsschutz für Stahlverbundbrücken – Praxisbericht zum Pilotprojekt

2021 
Im Sommer 2016 wurde Deutschlands erste Verbundbrucke mit feuerverzinkten Stahltragern in der Baulast der Bundesfernstrasenverwaltung errichtet. Das Bauwerk befindet sich in Nordhessen und ist ein Uberfuhrungsbauwerk fur einen Wirtschaftsweg im landlichen Raum uber den derzeit in Realisierung befindlichen Neubau der A 44 zwischen Kassel und Herleshausen (A 4). Die Motivation fur dieses Pilotprojekt ruhrt aus dem im letzten Jahrzehnt spurbar gewachsenen Antrieb, allerorten nachhaltige und ressourcen- sowie umweltschonende Prozesse zu etablieren und diesen auf Grundlage von Lebenszyklusbetrachtungen den Vorzug vor auf kurze Sicht scheinbar kostengunstigeren Anschaffungen zu geben. Gerade bei besonders langlebigen Anschaffungen wie Bauwerken der Infrastruktur entfallen deutlich hohere Kosten auf den Betrieb und die Unterhaltung als auf die anfangliche Herstellung. Die grosten Kosten resultieren dabei aus mittelbar notigen Aufwendungen wie z. B. Verkehrsfuhrungen wahrend Bauwerkssanierungen und zwischenzeitlich erforderlichen Runderneuerungen der Bauwerkssubstanz oder exponierter Teile davon (Belage, Kappen, Lager, Fahrbahnubergange, Korrosionsschutz). Konnen diese Bauteile oder Bauelemente dauerhafter hergestellt werden oder gar ganz entfallen, sind langfristige Einsparungen zu erwarten, die sogar hohere Anschaffungskosten rechtfertigen. In mehreren Forschungsvorhaben wurden die Eignung eines Korrosionsschutzes durch Feuerverzinken auch fur tragende Bauteile von Brucken, dessen Dauerhaftigkeit auch fur Zeitraume in der Grosenordnung der Lebensdauer des Bauwerks selbst und dessen Wirtschaftlichkeit nachgewiesen. Auf dieser Grundlage wurde fruhzeitig die Entwurfsplanung dreier nahezu baugleicher und benachbart gelegener Bauwerke auf die Realisierung eines Pilotprojektes an einem der Bauwerke ausgerichtet, wahrend die beiden anderen als Referenzbauwerke konventionell hergestellt und beschichtet wurden. Das Pilotprojekt zielt darauf ab, an einem realen Bauwerk einerseits Erfahrungen bei der konkreten Umsetzung zu sammeln, die Besonderheiten im Herstellprozess herauszuarbeiten und zu bewerten, um sie ggf. in kunftigen Regelwerken zu verarbeiten, und andererseits im direkten Vergleich mit den Nachbarbauwerken Erfahrungen im weiteren Betrieb sammeln zu konnen. Der hier vorliegende Bericht moge dem interessierten Leser einen tiefen Einblick in die vielfaltigen Aspekte geben, denen bei der Realisierung einer feuerverzinkten Konstruktion Beachtung zu schenken ist. Er soll sowohl Bauherren als auch Planern und Ausfuhrenden einen im Wesentlichen an der Chronologie der Masnahme orientierten roten Faden bieten. Die aufgefuhrten Gesichtspunkte treten mitunter im Kontext mehrerer Themenkreise auf, daher sind einzelne Wiederholungen bewusst nicht vermieden. Die wesentlichen Aspekte werden abschliesend noch einmal zusammengestellt. Diese und die vielen kleinen Gesichtspunkte sollten bei kunftigen Projekten in einer fruhen Phase und in dem konkreten Projektkontext bewertet werden und zu projektspezifischen Entscheidungen fuhren. Aufgrund des grosen Potenzials sind die Forschungen fortgesetzt und z. B. auf andere Fugetechniken ausgedehnt worden. Die Ergebnisse werden erwartungsgemas das Einsatzgebiet der Feuerverzinkung als kostengunstigen, langlebigen und recyclebaren Korrosionsschutz im Verbundbruckenbau erweitern.
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