Untersuchungen zur Häufigkeit pathologischer Befunde im Routine-Elektroenzephalogramm einer psychiatrischen Universitätsklinik

2007 
Fragestellung: Durch die Einfuhrung der atypischen Neuroleptika und eine Zunahme alterer Patienten mit Demenzen hat sich das Potential fur pathologische Befunde in der Routine-Elektroenzephalographie (EEG) bei Patienten mit psychischen Storungen verandert. Wir untersuchten daher die Art und Haufigkeit von EEG-Veranderungen im Alltag des EEG-Labors einer psychiatrischen Universitatsklinik. Methoden: Analyse der Befunde von Routine-Wach-EEG-Untersuchungen im Laufe des Monats Oktober 2006 der Rheinischen Kliniken Dusseldorf. Die EEGs wurden von zwei verschiedenen Befundern getrennt voneinander untersucht, beide mit mehrjahriger Erfahrung in der EEG-Analyse. Unterschiedliche Befundinterpretationen wurden durch Diskussion der Graphoelemente entschieden. Ableitungsdauer 20 Minuten mit 24 Kopfhaut-Elektroden inklusive Elektrookulogramm und Elektrokardiogramm. Als Provokationsverfahren wurde die Hyperventilation eingesetzt. Ergebnisse: Im Oktober 2006 wurden 124 EEGs abgeleitet (45Manner, 79 Frauen). Die Mehrheit der Untersuchten befand sich in stationarer psychiatrischer Behandlung (97 stationar, 26 ambulant). Das Alter lag bei 9–89 Jahren (Median 43 Jahre). Es dominierten affektive Storungen (43%) und Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis (33%). Der Grundrhythmus lag bei 6–14/s (Median 10/s). In 90 Fallen wurden auffallige Befunde festgestellt (73%), am haufigsten waren das Einschlafen (47%), Medikamenten-Einflusse (36%), leichtere Vigilanzschwankungen (31%) und Zeichen mangelnder Entspannung (22%). Epilepsie-typische Graphoelemente kamen nur bei 7 Patienten (6%) zur Darstellung. Durchgehende Grundrhythmusverlangsamungen, die nicht auf Vigilanzschwankungen zuruckgefuhrt werden konnten, wurden nur in einem Fall gefunden. Die Hyperventilation erbrachte keine zusatzlichen Erkenntnisse. Schlussfolgerungen: Schwerwiegende pathologische Graphoelemente waren selten. Verlangsamungen des Grundrhythmus waren haufig, meist jedoch Ausdruck von Vigilanzschwankungen. Neben Vigilanzstorungen traten haufig Hinweise fur Medikamenten-Einflusse auf. Bei der Beurteilung des psychiatrischen Routine-EEGs ist daher besonders auf Vigilanzschwankungen zu achten. Auserdem sind genaue Angaben zur aktuellen Medikation in Anbetracht der Haufigkeit von wahrscheinlich durch die Medikation bedingten EEG-Veranderungen sehr wichtig.
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