Diagnostik und Therapie des Analkarzinoms

2007 
Anfang Marz 2005 erfolgt bei einer 73-jahrigen, adiposen Patientin (163 cm, 79 kg) eine gynakologische Fruherkennungsuntersuchung. Hierbei wird eine pathologische Raumforderung im Analkanal getastet. Auf Nachfragen gibt die Patientin an, seit 3 Monaten wiederholt Blutauflagerungen des Stuhlgangs zu haben. Aus der Vorgeschichte sind eine chronische Nierenerkrankung ersten Grades, eine arterielle Hypertonie und eine Cholezystektomie vor 7 Jahren bekannt. Die Patientin stellt sich eine Woche spater bei ihrem Hausarzt vor, der den Tastbefund der Frauenarztin bestatigt. Die durchgefuhrten Laboruntersuchungen zeigen regelrechte Befunde fur Blutbild, Differentialblutbild, Gerinnung und Elektrolyte. Das Kreatinin liegt bei 1,3 mg/dl, die AP (alkalische Phosphatase) und die GGT (γ-Glutamyltransferase) sind wie seit Jahren gering erhoht. Die weiterfuhrenden Untersuchungen (Rektoskopie inkl. Biopsie, histopathologische Befundung, Koloskopie, Sonographie des Oberbauchs, Rontgen des Thorax in zwei Ebenen) bestatigen die Verdachtsdiagnose eines Analkarzinoms. Zur Beschreibung der Ausdehnung des Analkanalkarzinoms erfolgt eine Kernspintomographie, die einen Tumor von 6 cm in kraniokaudaler und 1,9 cm in axialer Ausdehnung zeigt (Abbildungen 1a und 1b). Es finden sich multiple vergroserte Lymphknoten beidseits entlang der A. iliaca interna und links inguinal (Abbildung 1c). Das resultierende Tumorstadium lautet: Plattenepithelkarzinom G3 des Analkanals, cT3 cN3 cM0. Der in der Rontgenaufnahme verbreiterte Herzschatten fuhrt zur Vorstellung beim Kardiologen, der nach EKG, Ergometrie und Echokardiographie eine Umstellung der antihypertensiven Medikation vornimmt, aber keine Kontraindikation gegenuber einer Operation oder einer 5-Fluorouracil-(5-FU-)haltigen Chemotherapie sieht. Die Patientin wird einem Radioonkologen vorgestellt, der gemeinsam mit dem internistischen Onkologen und einem Chirurgen die Indikation zur primaren, definitiven Radiochemotherapie stellt. Dabei erhalt die Patientin zwei Zyklen Mitomycin C und 5-FU sowie eine Strahlentherapie des Primartumors bis 59,4 Gy und der befallenen Lymphknoten bis 54,0 Gy Gesamtdosis. Die radiologisch unauffalligen pelvinen Lymphknoten werden bis zu 45,0 Gy bestrahlt. Eine Verlaufskontrolle mittels Kernspintomographie (Abbildungen 2a bis 2c) und Rektoskopie zeigt bereits 6 Wochen nach Abschluss der Radiochemotherapie eine gute Tumorremission, so dass auf Biopsien verzichtet wird. Die Patientin verbleibt in der engmaschigen, interdisziplinaren Nachsorge, die zunachst in 6-wochigen Intervallen vorgenommen wird.
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