S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der GESKES und der AKE

2013 
Fragestellung: Kunstliche Ernahrung im ambulanten Bereich umfasst die heimparenterale Ernahrung (HPE) und heimenterale Ernahrung (HEE) sowie die supplementare Trinknahrung (ONS), die bei Patienten zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen durchgefuhrt wird. Meistens beginnen HPE/HEE im Anschluss an einen stationaren Aufenthalt in einer Klinik. Die vorliegende Leitlinie soll evidenzbasierte Empfehlungen zur kunstlichen Ernahrung im ambulanten Bereich geben. Methodik: Es wurde eine systematische Literaturrecherche zur HEE, HPE und zu ONS im ambulanten Bereich durchgefuhrt. Die Ergebnisse wurden in einer interdisziplinaren Arbeitsgruppe aus Medizinern, Apothekern, Ernahrungswissenschaftlern und Diatassistenten diskutiert. Auf dieser Basis wurden von der Arbeitsgruppe Empfehlungen erarbeitet, die auf der Konsensuskonferenz am 1. Dezember 2012 vorgestellt, diskutiert, zum Teil modifiziert und verabschiedet wurden. Ergebnisse: Die Leitlinie enthalt 54 Empfehlungen zur kunstlichen Ernahrung im ambulanten Bereich. Die Indikation zur kunstlichen Ernahrung im ambulanten Bereich unterscheidet sich nicht grundsatzlich von der Indikation im stationaren Bereich, wobei die Aspekte Prognose, Lebensqualitat und Ethik im ambulanten Bereich einen besonders hohen Stellenwert haben. Der geeignete Zufuhrweg fur eine ambulante kunstliche Ernahrung hangt von der funktionellen Integritat des Magen-Darm-Trakts ab. Bei einer langerfristigen HEE soll eine perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG)-Sonde gegenuber den herkommlichen chirurgischen Gastrostomieverfahren aufgrund einer niedrigeren Komplikationsrate bevorzugt werden. Bei relevanten Storungen der Transport- oder Absorptionskapazitat des Dunndarms soll eine intravenose Ernahrung gewahlt werden. Die Pflege der Zugangswege bei HEE und HPE sollte durch geschultes Pflegefachpersonal gemas evidenzbasierten Richtlinien und Pflegestandards durchgefuhrt werden, um eine hohe Hygienequalitat zu erreichen. Fur die ausschliesliche und langfristige HEE uber gastrointestinale Sonden und fur die orale Ernahrung durch Trinknahrung sollen vollstandig bilanzierte Trink- bzw. Sondennahrungsprodukte verwendet werden, da diese in ihrer Zusammensetzung den D-A-CH-Empfehlungen entsprechen und den EU-Richtlinien genugen. Zur HPE sollten „All-in-One-Nahrmischungen“ bzw. „Dreikammerbeutel“ verwendet werden, denn sie sind als sichere, effektive und risikoreduzierende Standards zur Durchfuhrung der HPE etabliert. Schlussfolgerung: Die HEE und HPE sind anerkannte und sichere Verfahren, wenn sie standardisiert nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und koordiniert moglichst durch ein interdisziplinares Ernahrungsteam erfolgen. Durch das Ernahrungsteam konnen die Qualitat der Masnahmen erhoht und die Komplikationsraten reduziert werden. Die kunstliche Ernahrung im ambulanten Bereich kann einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualitat von unterernahrten Patienten und zur Steigerung der Kosteneffizienz medizinischer Masnahmen beitragen.
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